Oktober – mein Lieblingsmonat schlechthin –
obwohl er immer in den Herbst fällt!
Im Oktober sind mir die krassesten Sachen passiert:
1989 – Die ersten Demonstrationen zeigten ihre Wirkung
und blieben friedlich.
1994 – Ich habe den LieblingsIngo kennengelernt

1995 – das Freyerlein kam in unser Leben gehoppst.

Grund genug auch mal wieder nachzudenken.
Über die Welt, über das Leben, über die Menschen.
Und über das Gegenteil von Liebe –
Hass

1989 war der 09. Oktober der Tag, der alles veränderte. 
Der Tag an dem die Wende begann.
Der Tag, an dem wir *das Volk* waren. 
2019 sollte der 09. Oktober der Tag sein, an dem wir uns erinnern. 
Erinnerungen an eine Zeit, die schrecklich und schön war. 
An eine friedliche Revolution, an eine Veränderung ohne Gewalt, an ein Volk, dass zusammen hielt. 
Und das wollten wir feiern. 
Jetzt ist der 09.10.19 der Tag,
an dem ein Irrer einfach mal ein paar Menschen erschießt.
Auf einer Straße, die ich schon tausend Mal entlang gegangen bin.
In einem Imbiss, in dem das Freyerlein vielleicht manchmal Mittag isst,
in einer Stadt, in der ich mal wohnen wollte. 
Und ich möchte hassen:
Den Mann – seine Familie – seine Freunde. 
Aber Hass ändert nichts. 
Es ist der Tag, an dem ich meinen Glauben verlor. 
Den Glauben an das Gute, dass in jedem Menschen steckt. An die Hoffnung, dass man Menschen verändern kann. 
Meine Gedanken sind bei den Familien der Opfer.
Bei den Menschen, die in der Synagoge in Angst und Schrecken versetzt wurden. Wieder einmal! 
Und bei meinen Freunden in Halle, ich bin froh, dass es euch gut geht 💚

Woher kommt dieser Hass, dieses Verlangen, Menschen verbal und körperlich weh zu tun?!
Ich verstehe es einfach nicht. 
Aber das Leben geht weiter und in ein paar Wochen ist es vergessen. 
Im Verdrängen, Schön reden und Vergessen sind wir nämlich gut.
This is life 😔

*
Ein einzelner Mensch
bringt Angst und Leid
in nur einem Augenblick
über eine ganze Stadt, 
sogar landesweit, 
danach gibt es kein Zurück

Warum er es tat?!
Ein verqueres Weltbild? 
Holocaust- Leugnen, Ignoranz? 
Was ist der Grund, wer hat Schuld?!
Es beginnt der Medientanz:


Politiker, Stadträte, Normalos, Experten…
jeder hat kurz etwas zu sagen, 
eine Welle der Empörung rollt durchs Land:
WIE KONNTE ER DAS BLOSS WAGEN?


War er ein Opfer der Gesellschaft, 
einsam, ohne Freunde, allein?!
Ein Player, Gamer, 
24/7 – Ballerspiele voller Gewalt?!
Das MUSS die Antwort sein!


Die Schuldfrage geklärt, 
Fahnen auf Halbmast gesetzt, 
kurze Andacht für die Opfer
Politikauflauf – 
man schaut noch mal entsprechend entsetzt.

Dann mit Schulterzucken
zurück in unseren sicheren Einheitsbrei:
Waffenlieferungen, Diätenerhöhung –
der kurze Moment der Betroffenheit – 
schon wieder vorbei


Wir gehen rückwärts 
mit riesigen Schritten
fixiert auf uns selbst
den Blick stumpf nach rechts
verdrängen das Leid und den Tod von Millionen
Früher?!
Ach, seid doch mal ehrlich…
da war doch nicht alles so schlecht?!

Ich kotz gleich

*

Was Hass angeht, bin ich wohl
solch ein (von Angela Peltner wortgeschöpftes)
EinzelMenschenExemplar…
ich verstehe es einfach nicht!
Woher kommt Hass?
Warum hasst man Menschen, die man gar nicht kennt?
Warum hasst man Menschen, die man mal geliebt hat?
Was läuft in den Köpfen der Hasser falsch?
Und was ist Hass eigentlich?

Laut Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe 
von Kirchner und Michaëlis bedeutet Hass
“die leidenschaftliche Abneigung gegen das, was uns Unlust bereitet hat. Der Hass, das Gegenteil der Liebe, verabscheut nicht nur einen Menschen, sondern möchte ihm auch schaden.
Er entspringt oft dem Eigennutz, dem Neide, dem gekränkten Ehrgeiz, der Eifersucht oder der verschmähten Liebe.
Insofern er dem Gehassten Wichtigkeit beilegt,
unterscheidet er sich von der Verachtung.
Dinge kann man im Grunde nicht hassen, sondern nur Abneigung gegen sie, Abscheu vor ihnen empfinden;
denn man vermag sie wohl zu zerstören, aber nicht ihnen zu schaden.
Auch der Hass gegen das Böse ist nur der Abscheu vor demselben.”
*
Hass

ein Gefühl der Macht
ohne Rücksicht
einfach nur zerstören
was jemandem wichtig ist
aus verschmähter Liebe, Eifersucht

Hass
verheißt soviel Leid
manchmal ohne sich zu kennen
oder beim Namen zu nennen
nur eine Geste,
ein kurzer Blick
und es gibt keinen Weg zurück
aus dem

Hass
*

Über Religion und Hass will ich mich jetzt nicht äußern.
Das ist für mich einfach nur abartig und lässt mich an das abgrundtief Böse glauben.

Aber warum hassen Menschen, wenn nicht aus Fanatismus und Irrglauben?!
Das fängt ja in der Kindheit an.
Ich meine, man ist nicht von heute auf morgen erwachsen
und hasst auf einmal so ein bisschen rum.
Dafür muss es ja einen Grund geben, oder?

Umwelteinflüsse, soziales Umfeld und die Gesellschaft
entscheiden neben uns Eltern,
ob aus dem unschuldig drein schauenden Menschlein
ein Nazi, ein Hater oder ein Blumenkind wird.
Wissenschaftlich schon oft beleuchtet,
aber es gab in dieser Hinsicht noch keine Erleuchtung für mich.
Mich beschäftigt da mehr der menschliche Aspekt
(bin ja schließlich nur ein verkorkster Mittelschichtler
und kein Wissenschaftler!)
Nehmt doch mal Familie Ritter aus Köthen –
Die Ritter- Kinder im Grundschulalter
sind schmuddelig, rotzig und zeigen den Hitlergruß in die Kamera.
Sie haben eine Wohnung verwüstet
und die Nachbarschaft in Angst und Schrecken versetzt.
Mittlerweile erwachsen, sitzen sie im Knast, leben auf der Straße
und auch die nächste Generation ist verkorkst.
Seit über 20 Jahren werden sie von einem Fernsehsender
immer wieder ins Rampenlicht gestellt.
Wir als die Gesellschaft sitzen vorm Fernseher,
schütteln den Kopf und gruseln uns.
Wie konnte es dazu kommen?!
Warum hat denn keiner die Kids da raus geholt, bevor es zu spät war?!
Es wäre doch so einfach gewesen..!

Alltagshass verstehe ich noch weniger!

Manchmal sage ich das auch einfach so:
Ich hasse das, ich hasse ihn, ich hasse sie!
Gemeint habe ich es aber nie.
Ich habe wirklich noch niemals jemanden gehasst.
Nicht mal meinen Stiefvater! Oder meinen Vater!
Warum auch?
Ändert ja nichts an der Situation
und mir geht es auch nicht besser, wenn ich so vor mich hin hasse!

Ich versuche den Menschen, die ich nicht mag, aus dem Weg zu gehen.
Zugegeben, das klappt nicht immer.
Vielleicht schaue ich mal unbewusst böse in die Richtung.
Laut Definition aus der Philosophie ist das dann aber “nur” Verachtung.
Eigentlich will ich das auch nicht – jemanden verachten…
Tut mir also leid, falls das mal so rüber gekommen ist.

Es gibt Tage, da mag ich mich selbst nicht leiden.
Ich bin ein Mensch, ich habe und mache Fehler.
Manchmal rede ich einfach drauflos und
denke meist erst hinterher nach, wenn es zu spät ist.
Ich sage Dinge, die man (wenn man will)
aus dem Kontext gerissen, als gehässig bezeichnen kann,
obwohl sie gar nicht so gemeint sind.
Das passiert mir, weil ich eigentlich nicht gern
über Gefühle und solche ernsten Sachen rede
und mitten im Satz auch einfach mal aufhöre damit
und hoffe, mein Gegenüber hat es verstanden, was ich sagen wollte.
Ich schreibe halt lieber!
Da sieht man wenigstens bunt auf weiß,
was gemeint ist und kann sich viel besser erklären.

Aber ist das ein Grund, mich zu hassen? Mir schaden zu wollen?
Ist mir im letzten Jahr echt passiert.
Mir wurde Bösartigkeit unterstellt
und mir wurden echt üble Sachen nachgesagt.
Nicht etwa persönlich – dazu hätte ja Mut gehört.
Auch nicht, als es angeblich passierte, sondern Monate später
und auch nicht selbst erlebt, sondern nur von Menschen gehört,
die mich gar nicht kannten, zufällig neben mir standen
und genau darauf achteten, als…
ja, als ich eigentlich was tat?

Eigentlich würde es mich amüsieren, aber diese Sache
hat mich schon einiges gekostet:
ein paar Freunde,
Freude auf manche Ereignisse
und meine Spontanität!
Es tut weh, ehrlich!
Man versteht es nicht und zweifelt an sich selbst.
Aber ich kann wirklich mit gutem Gewissen behaupten:
Ich war noch nie bösartig.
Nicht mal in meinen schlimmsten PartyBitchzeiten
und auf keinen Fall auf dieser Party im März in Hamburg!

Warum redet man nicht einfach darüber?
Am besten, wenn es passiert.
Sachlich und im passenden Rahmen?
Oder in meinem Fall lieber schreiben
am nächsten Tag vielleicht…
– ihr wisst ja, reden ist nicht so mein Ding –
dann können wir es vielleicht klären,
Dieses von WeitemHassen hilft doch niemanden!
Das ist doof und tut uns allen nicht gut!
Schließlich sind wir erwachsen!

Das heißt aber nicht, dass wir uns alle lieben müssen.
Ein bisschen AndersSeinRespekt reicht schon.

Gefühle raus lassen ist auch okay.
Aber doch nicht mit Waffen und spitzen Zungen!
Das geht auch, ohne anderen weh zu tun oder zu schaden!

Ich bin da ja wie ein kleiner Vulkan…
Den ganzen Tag sammle ich mit unbewegtem Gesicht
Gefühle und Emotionen ein und abends zu Hause

💥BÄM💥 Gefühlsausbruch…

Allerdings nicht mit so einem Knall und Unmengen an zerstörendem Hass, sondern eher so ein unbehagliches Blubbern und ein paar Spritzer Unverständnis.

Ich möchte niemanden hassen und ich möchte nicht gehasst werden!
Deshalb habe ich auch die blockierten Kontakte
im Social Media wieder entblockiert.
Wie sagt meine Lieblingskünstlerin immer so schön:
“Ich möchte mich connecten!”
Ich denke, das möchte ich auch…

Ich will einfach spontan das machen können, was mir Spaß macht.
Ohne ständig über die Schulter schauen zu müssen,
ob das jetzt irgendeinem Hater,
oder ob es in die Gesellschaft passt, was ich tue.

Ich will einfach nur ICH sein dürfen!

Wenn wir unseren kleinen Hass bekämpfen,
schaffen wir es vielleicht auch mit dem großen Welthass.

Ich glaube, ich brauche eine Aura aus ScheißegalundIhrkönntmichmal
Gibt es dafür Workshops… Seminare?
Für Tipps und Hinweise wäre ich dankbar!

SO! Jetzt geht es mir besser.
Wenn ihr schon öfter hier wart, kennt ihr ja mein Motto:
*Raus aus dem Kopf – rauf aufs Papier*
und mein
SchwessiPeacezeichenZitatTattooMotto:
*Mein ganzes Leben – nur dieser eine Augenblick*

Danke fürs Lesen
und vielleicht darüber nachdenken…
Und noch ein letzes Wort:
Ich hasse euch zwar nicht, aber ich verabscheue euch!
Deshalb #NazisRaus!

1 Kommentar

  1. Liebe Winnie, ich hasse auch niemanden manchmal mag ich den einen oder anderen nicht so sehr aber hassen Nein! Genau wie du.
    Ich Frage mich das auch, wie kann man nur so…?

Kommentar verfassen