Meine Morgenroutine ist jeden Tag gleich. 
Heute nur eine Stunde später. Weil langer Donnerstag ist.
Als ich zum Bus stapfte, 
war ich gut gelaunt. Ausgeschlafen.
Bis Lindenauer Markt lief auch alles gut.
Bus pünktlich. Letzte Reihe erwischt.
Doch…
dann bin ich unangenehm aufgefallen.
Bei der Polizei. Im Bus.
Das kam so:
Kontrolle der Fahrkarten und Einhaltung Maskenpflicht.
Wer mich schon etwas länger liest, kennt mein etwas angespanntes Verhältnis zu Fahrkartenkontrolleur*innen.
Mit der Abocard war alles in Ordnung. Die ist ja auch neu.
Aber…
ich trug  keine FFP 2 Maske. 
Obwohl das jetzt im Öffentlichen Nahverkehr Pflicht ist.
In Sachsen.
In Sachsen- Anhalt nicht.
Und dort bin ich nun mal eingestiegen.
Wage ich leise zu sagen. In nett. Und dass Kontrollen abends sinnvoller wären.
Da ist nämlich der halbe Bus unbemasket.
Die 5 Menschlinge in Uniform stehen aufgereiht vor mir. 
Ich fühle mich sofort klein. Und schuldig.
Trotzdem höre ich mich weiter reden. Ohne Nachdenken. Ich möchte es stoppen.
Aber das ist nun mal mein Zungentourette.
Ich bin echt nett. Wirklich. Ich lächele sogar.
Hat aber keinen Zweck.
So missbilligend, wie die schauen.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch der erhobene Zeigefinger. Und das eine/r *Frollein* sagt.
Mein Mundwinkeln switchen in die Höhe. Von ganz allein. Das Lächeln leuchtet aus meinen Augen.
  Das nimmt sie nicht unbedingt für mich ein.
Aber trotzdem gibt es keinen Grund, so zu tun, als wolle ich den Bus entführen.
So mit Geiseln und Fluchthubschrauber verlangen!
Grimmig guckend werde ich zusammen gefaltet als wäre ich ein fünfzehnjähriges Rotzgör:
„Junge Frau!“ Meine Mundwinkeln tanzen heftiger.
        Ist ja auch fast wie *Frollein*
Ein Glucksen entweicht unter der medizinischen, aber nicht ausreichenden MNS.
Hilfe, ich könnte seine Mum sein!
Ein bisschen fühle ich mich wie in Linie 1. Kennt ihr das Musical? Oder den Film? 
         Ich so: „Controletti, Weihnachtsmann. Sieh mich nicht so böse an. 
Bist ja selbst so’n armes Schwein. Controllettilein.“
Und die süßen Spießeromis:
„Ach, Herr Kontrolleur, kommense doch mal her. Schau’nse wie der guckt und mit der Neese zuckt!“
Shit, ich pullere mir wirklich gleich in die Hosen vor Lachen.
Die Tirade geht weiter:
*Er merke sich mein Gesicht* beteuert er glaubhaft und…
*es wird teuer, wenn er mich wieder ohne FFP 2 Dingens erwischt* 
Ja, ja…blabla
Aber okay, das will ich dann lieber doch nicht riskieren. 
Ich nicke brav und schaue reumütig nach unten.
Versuche, den Lachreiz zu unterdrücken.
Reicht an Adrenalin für heute.
Ich bin nun polizeibekannt.
Doch ich übe mich schon ein Weilchen in Gewaltfreier Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. 
Deshalb:
Sie machen  nur ihren Job. Vorschrift ist Vorschrift. Und es soll uns ja schützen. Ob mir das nun passt oder nicht.

Mittags gab es wieder Teenie Essen.
Nudeln. Für die Mikrowelle.
Diesmal allerdings mit Soße. Und Parmesan.
Nicht wirklich lecker. Aber sättigend.


Feierabend. 18:30 Uhr. Wenigstens ist der Bus heute nicht so voll. 
Ich steige ein. FFP 2 Maske ist die Hölle, wenn man Rüsselseuche hat. So what. 
Ich werde es definitiv überleben. Dabei hilft mir Musik. 
*Achtung Überlebensgefahr* Das Album von Schwessi 
Rauf auf die Ohren und Blutdruck fährt runter.
So etwas kann die richtige Musik.
Music on World off

Dann ruft Beate an. Und wir telefonieren. Und telefonieren.
Auf meinem Nachhauseweg. Beim Abendessen. Bis ich Mitternacht ins Bett falle.
Vier Stunden lang. So muss das einfach sein!
Das hat gut getan.