93631 Schritte – 64,89 Kilometer
Cheatday mit Pizza und Spieleabend
46 Stunden Schlaf

Eine ziemlich erfolgreiche Woche liegt da hinter mir.

Montag zum Beispiel:

Neulich in Leipzig… wusstet ihr, dass in Leipzig die Straßen so magisch sind, wie die Treppen in Hogwarts?
Anders kann ich mir mein ständiges Verlaufen nicht erklären. So grottenschlecht kann nicht mal mein Orientierungssinn sein.
Eigentlich führt mein täglicher, abendlicher Latschiergang (ich spaziere aus gegebenen Anlass nicht mehr) entlang einer großen, breiten Straße mit Bushaltestellen in angemessenen Abständen.
Das ist meinem inneren Zöpfchenzwerg aber viiiieeeel zu langweilig.
Deshalb bevorzugen wir die Seitenstraßen. Parks. Dunkle Eckchen.
Diesmal bin ich wirklich nur eine einzige Querstraße weiter gelaufen. Einmal nach rechts, zweimal nach links abgebogen. Und plötzlich war ich am Mückenschlösschen.
Keine Ahnung, wo das ist. Tapfer latschiere ich weiter.
In die falsche Richtung.
Ich kann da unheimlich stur sein.
Zurück gehen ist nämlich keine Option. Punkt!
Und lande in einer waldreichen Gegend mit stark befahrener Schnellstraße. Dunkel. Menschenleer. Unheimlich.
Wie jetzt?! Ich war doch eben noch in der Innenstadt!
Ich latschiere und latschiere. Tapfer pfeifend.
Links undurchsichtiges Gehölz. Rechts laute Straße.
Und… stehe hinter der Red Bull Arena.
Ich bin eine Stunde 5 Kilometer lang im Waldviertel umhergeirrt?!
Klasse Leistung!
Seufzend Handy gezückt und dem LieblingsIngo die spätere Busankunft vermeldet.
Wegen akuter Verirrung. Mal wieder.
Dann laufe ich doch vorsichtshalber die große, breite Straße mit Bushaltestellen in angemessenen Abständen entlang.
Ein Bus fährt an mir vorbei. MEIN Bus. Natürlich exakt mittig zwischen zwei Haltestellen.
Ich latschiere durch Lindenau und Leutzsch. Hier habe ich mich schon in allen möglichen Variationen verirrt.
Da fühle ich mich wirklich sicher bei der Heimwegfindung.
8 Kilometer statt 3.
Boah – ich habs echt drauf, dieses Verirren!
Nun ja, ich bin nun mal die Chaosqueen of fucking everything

oder am Dienstag:

Ich latschiere diesmal zur anderen Seite.
Am Elstergarben entlang. Bis es nicht mehr weiter geht.
Weil ein etwas zwielichtiger Menschling am Zaun lehnt und mir seeeeehr interessiert entgegen schaut.
Da gruselt es mich ein bisschen und ich bleibe doch lieber auf dem hell erleuchteten Weg.
An der Hauptstraße nach links. Geradeaus. Links. Rechts.
Dann weiß ich nicht mehr weiter.
Ich versuche es mit einer RechtsMitteLinksKombination.
Überquere eine stark befahrene Straße verkehrswidrig rennend.
Lande auf einem matschigen, dunklen Parkweg.
Die Geräuschkulisse ist enorm.
Ich will gerade googeln, wo ich eigentlich hinlatschiert bin
– da erkenne ich es –
Wasser! In großer Menge abwärts platschend.
Ha, ich bin am Elsterwehr. Palmengarten. Fast in Lindenau! Hier kenn ich mich aus!
Blick auf die Uhr – ich muss rennen.
Zeitgleich mit dem Bus komme ich an der Angerbrücke an.
Glück gehabt!

Elstergraben

Dann am Mittwoch

18:21 Uhr. Atemlos am Lindenauer Markt.
Nach einem straffen, einstündigen Latschiergang.
Totale Verirrung durch Leipzig. Mal wieder.
Allerdings diesmal mit freundlicher Unterstützung von Maps.
Muss ich das jetzt als Werbung kennzeichnen?!

Ich bin frohen Mutes los latschiert. 16:30 Uhr.
Es war hell. Ich hatte Zeit.
Am Elstergraben entlang. Friedrich- Ebert- Straße- Käthe- Kollwitz- Straße… kannte ich schon.
In dieser Gegend hatte ich mich gestern schon verlatschiert.
Und mit kurzem Sprint gerade noch so den Bus geschafft.
Das passiert heute nicht. Dachte ich. Ich war vorbereitet. Ich hatte einen Plan!
Ab einem bestimmten Punkt vertraue ich mich der App an.
Böser Fehler.
Aus 4 Kilometer wurden fast 8.
Immer wieder errechnete mir die App einen neuen Weg von siebenminütiger Dauer,
ohne mir zu sagen, dass ich in die falsche Richtung laufe.
Am liebsten hätte ich diesen TikTok- Hit gesungen, von wegen *Ich hab heute keinen Bick auf die Scheiße… *
Aber das wäre gelogen.
Schließlich latschiere ich jeden Abend mit großer Begeisterung durch Leipzigs Nebenstraßen.
Entdecke Orte, die ich unbedingt auch mal im Hellen sehen möchte.
Und finde überall versteckte Botschaften, wie toll ich bin… Danke, Leipzig – ich mag Dich auch!

18:21 Uhr. Atemlos am Lindenauer Markt.
Nach einem straffen, einstündigen Latschiergang.
Müde und glücklich.
Ich mag meine Macke.

Am Donnerstag
war Cheat- Day. Mit leckerer Pizza und Mördersuche im Team.
Auf dem spätabendlichen Nachhauseweg sah ich den geilsten Sternenhimmel überhaupt.
Vom Scheinwerfermond beleuchtet sah unser Teich aus wie ein verwunschener Märchensee.
Und mir fielen tausend Geschichten ein. Über Elfen. Einhörner. Und so etwas.


Freitag – kurzer Tag, langer Spaziergang. Ich habe mich nicht verirrt.
Dafür waren es dann aber auch nur kurze 7 Kilometer, weil es so scheiße kalt war!
Aber die Erkenntnis, dass ich – zumindest in Leipzig – nur im Dunkeln Orientierungsprobleme habe,
erleichterte mich ungemein.
Ich lief kreuz und quer durch Leutzsch und Lindenau.
Fand einen Weihnachtsbaumfriedhof.
Apropos Friedhof…wart ihr schon mal auf dem Lindenauer Friedhof?
Das ist der schönste Friedhof, den ich kenne.
Ein Erlebnisfriedhof, sozusagen. So makaber es auch klingen mag.
Mit Hundewiese (die ist vielleicht nicht wirklich offiziell).
Und einer Klanginstallation:

Im Jahr 2000 hat der Klangkünstler Erwin Stache einen sogenannten Klangplatz auf dem Lindenauer Friedhof geschaffen. Dieser Klangplatz besteht aus 10 präparierten Granitplatten im Boden, welche sich um einen Block im Zentrum der Installation anordnen. Jeder dieser Granitplatten strahlt Töne nach oben ab. Dabei ist es möglich, von einem Klang zum anderen zu wandern, Töne und Geräusche miteinander zu kombinieren und zu überblenden. So entsteht zwangsläufig auch das Verschmelzen von Geräusche der Umgebung mit den Granitplatten. Beispielsweise kann so das Rauschen der Blätter im Wind oder das Zwitschern von Vögeln Mit den Klängen der Installation abgerundet werden. Außerdem kann man die Klänge auch fühlen, indem man sich auf die Klangplatten stellt oder die Säule im Zentrum der Installation berührt. Dadurch, dass sich die Töne „aus der Erde“ mit den Geräusche der Umgebung verbinden, entsteht ein klares Muster einer Klangwelt, welche als Musik der Stille empfunden wird und sich perfekt an die Harmonie des Friedhofes anpasst.

Zugegeben, das klingt etwas gruselig, weil man ja auf einem Friedhof ist und…
Nun, das überlasse ich eurer Fantasie..

Ich jedenfalls zerknacke frohgemut Eispfützen, spüre die Klangstille und warte auf den Bus nach Hause.
Im Sonnenweg geht’s ab auf die Couch und das Wochenende ist eingeläutet.

und passend zum Wochenende kommt auch noch neue Musik von Tyna: