Sonntag
„Erst wenn der Mensch in sich selbst Frieden gefunden hat,
kann er darangehen, ihn in der ganzen Welt zu suchen.“
Martin Buber
Gestern morgen hatte ich einen richtigen Durchhänger. Kennt ihr das? Das ganze Elend der Welt liegt auf euren Schultern und drückt euch nieder?
DAS WAR ES NICHT.
Ich habe aus purem Selbstmitleid und Egoismus gejammert. Nur um mich. 5 Minuten lang.
Weil ich irgendwie das Gefühl hatte, nichts bringt mich weiter.
Egal, was ich versuche. Ich fühlte mich isoliert, losgelöst von allem, was mir vor 4 Wochen noch als das Wichtigste überhaupt erschien.
Losgelöst von Menschen, an die ich mich geklammert habe wie ein Affenbaby.
Dann wurde ich wütend. Auf mich. Weil ich in so eine emotionale Abhängigkeitskiste geschliddert bin. Dabei wollte ich doch nur eine gute Freundin sein.
Meine Güte, ich bin doch, verdammt noch mal, erwachsen. Taff.
Hab ich doch gar nicht nötig. Ich komme alleine schon klar. Oder?!
Sometimes I’m so confused!
Ohja, das kann ich echt gut, dieses Jump around feeling:
Drama. Wut. So What.
Hintereinander. Oder manchmal sogar gleichzeitig.
Diesmal überwiegt die Wut und ich fange an zu putzen.
Das Regenzimmer ist fällig! So!
Habt ihr schon mal Chlorreiniger benutzt? In einem fensterlosen Bad? Bei geschlossener Tür? Ohne Lüfter?
Huuuiiii, was für ein Scheiß!
Ich glaube, manche IndianerStämme zelebrieren ähnliche Rituale mit Rauch. Zur Bewusstseinserweiterung.
Ich bin leider kein Indianer, deshalb erweiterte sich mein Bewusstsein ins Klobecken. Dann ab auf die Terrasse zur Sauerstoffintensivtherapie.
Echt, ey 🙇🏻♀️ Also, bitte, Leudde… nicht nachmachen!
Da liege ich nun auf der Terrasse. Ich schaue in den Himmel. Träume von Glitzerballons.
Der warme Herbstwind streichelt mich.
Ich habe das Bild eines Rummelplatzes im Kopf. Ich kann ihn riechen.
*
Auf dem Rummelplatz des Lebens
Ganz oben auf dem Riesenrad
sitz ich,
schau über die ganze Welt
lass Glitzerballons fliegen,
Seh ihnen nach,
wie sie tanzen, sich wiegen
und wünscht‘,
ich wär‘ genau so frei, müsst‘ mich nicht mehr verbiegen
Tief unten wimmeln Menschlein,
so winzig klein
der graue Mantel der Tristesse
hüllt sie fast völlig ein,
verbirgt sie vor dem bunten Schein
der Fantasie, des Andersseins
Hypnotisiert folgen sie
dem langen, geraden Weg,
der nur aus
*du musst* und *du sollst… * besteht,
die Schultern gebeugt,
durch ein Leben voller Zwang und Pflicht
Einen Ausweg daraus?
Der Blick ist gesenkt,
deshalb sehen sie ihn nicht…
Das Karussell des Lebens dreht sich
Runde um Runde
Stunde um Stunde
doch es bleibt stehen, immer
am selben Fleck.
Gefangen im Kreislauf
aus Arbeit und Fleiß…
komme ich einfach nicht weg!
Doch ich will mein eigenes Liedchen singen!
in eine andere Richtung
schlendern,
mich ins Glücksrampenlicht bringen.
Soll ich mich trauen und einfach springen?
Ohne Netz in die Unsicherheit,
ich fühle mich lebendig und befreit!
Vor Lebensfreude aufgeregt zitternd,
bis ich plötzlich wieder
in tausend Teile zersplitter’…
Kennst du das auch?
Mut wird verdrängt von Angst,
dem Gefühl, dass du es vielleicht doch nicht kannst?!
Doch nur ich…
kann die Teile wieder aufheben
mich immer wieder neu zusammen kleben.
immer wieder aufstehen
und in eine andere Richtung gehen
Nur ich kann mich meine Träume erfüllen sehen…
und endlich zu mir selber stehen ❤️
*
Und plötzlich…
…sehe ich ganz klar vor mir, was ich will.
Also Auszeit von der Auszeit und bei Facebook und Co entrümpeln.
Und damit beende ich mein Social Media Lockdown Tagebuch.
Ich muss jetzt virtuell aufräumen. Und dann neu anfangen. Mal wieder.
So wie Schwessi das nachher hier mit echten Herzenssachen macht:
Live- Auktion – Lebensentrümpelungs- Event/ Facebook
Live- Auktion – Lebensentrümpelungs- Event /Instagram
Ich finde es toll, dass ihr mich bis hierher begleitet habt.
Und ich freue mich, wenn ihr auch weiterhin mitkommt.
Ich hab euch echt lieb, auch wenn ich nicht weiß, wer ihr eigentlich seid. Aber das macht das Leben so spannend, nicht wahr?
It’s good to feel again ❤️
Mittwoch
„Ein handschriftlicher Brief erzählt eine ganze Geschichte,
entblößt den Charakter – nimmt ein oder stößt ab. Kurz:
Er ist der Ausdruck des Wesens eines Menschen.“
Louise Hartung
Wisst ihr eigentlich, wie lange so ein Handyakku hält –
so ohne Social Media Apps und Internet? Das ist faszinierend, hihi!
Und das ich mit Papier und Füller unglaublich wundervolle Dinge vollbringen kann?
Schiffchen und Frösche basteln und bemalen oder Flugzeuge.
Briefe verfassen.
Ich liebe Tintenflecke an den Fingern. Das sieht so kreativ aus.
Heute bin ich sooooo happy, das glaubt ihr nicht.
Ich habe mich gestern Abend in einen Briefe- Rausch geschrieben.
Den Weg zum Briefkasten hüpfte ich morgens dann grienend
wie ein Honigkuchenpferd. Die Briefe fest an mich gedrückt.
Denn diesmal waren es ganz besondere Briefe.
Ich habe mich getraut, sie abzuschicken. Hui…ich bin so aufgeregt.
Ich liebe Briefe. Und Postkarten. Zu schreiben und zu bekommen.
Machen wir viel zu wenig.
Wisst ihr was? Darüber schreibe ich meinen nächsten Blogpost.
Habt einen schönen Tag und schreibt doch auch mal ’ne Postkarte!
P.S. Dankeschön, liebe Giselle, liebe Ines und lieber Andreas
– eure Postkarten sind angekommen
und haben einen Ehrenplatz an der Lebe den Moment- Wand
Dienstag
„I didn’t think, I’d be much happier.“
Sylvia Path
Am Wochenende war ich bei ganz lieben Freunden.
So in echt, also die ganze Winnie, nicht nur der Avatar am Bildschirm.
Das war toll. Entspannend. Und hat richtig, richtig gut getan!
Natürlich habe ich erstmal meine eigenen Versprechen to myself gebrochen und Facebook installiert.
Schließlich wurde ich ja markiert, nicht wahr.
Und habe es fast sofort reumütig wieder gelöscht.
Ich bin noch nicht bereit für eine Rückkehr in den Intrigendschungel!
Ich habe lieber tolle Gespräche geführt. Mit total lieben Menschen.
Das kann kein Facebook. Kein Instagram.
Es war ein unvergessliches Wochenende im Real Life.
Ohne darüber nachzudenken, ob sich das gut im Social Media macht.
Und ich habe nichts davon in die Öffentlichkeit getragen.
Hihi…ich bin stolz auf mich!
Aber ab und zu bin ich trotzdem traurig. Man schwebt irgendwie losgelöst durch den Alltag ohne Social Media Kanäle.
Fühlt sich manchmal immer noch allein – Also jetzt nicht so allein im Sinne von einsam und keiner da!
Sondern allein auf einem Weg, von dem keiner weiß, wo er hinführt.
Ich komme ja gerade nach dem CoronaKoma so langsam wieder zu mir.
Ich schaue zurück und…naja…
es war eine emotionale Berg- und Talfahrt.
Es gab Heulkrämpfe. Enttäuschungen. Wut. Angst. Albernheiten.
Schöne Erlebnisse. Neue Freundschaften. Enge Verbindungen.
Vor allem durch die sozialen Medien.
Jetzt muss ich mich innerlich von Menschen lösen,
mit denen ich mich so sehr verbunden habe – emotional –
Das hat uns allen nicht mehr gut getan, glaube ich.
Es ist sau schwer und tut (natürlich) ganz doll weh.
Ich trau mich gar nicht mehr, irgend etwas zu schreiben, zu sagen…
Solch ein Chaos habe ich schon lange nicht mehr gespürt!
Ich habe echt Schiss. Dass wir nicht mehr normal miteinander umgehen können. Vor der Enttäuschung.
Aber Enttäuschungen sind ja das Ende der Täuschung.
Auch einer Selbsttäuschung. Also etwas Gutes, oder?
In diesem Sinne: Habt eine schöne Woche, ihr Lieben!
Donnerstag
„Nachdem ich mich in der Wildnis meiner Angst verloren hatte, fand ich meinen eigenen Weg hinaus.
Ich hatte keine Ahnung, wohin er führte. Bis ich ankam.“
Cheryl Strayed
Heute habe ich zum ersten Mal wieder etwas gepostet.
Auf Instagram. Und auf meiner Ihr könnt mich mal lesen Seite bei Facebook.
Aber das ist eine Ausnahme. Zu Studienzwecken sozusagen.
Um herauszufinden, wie viele Menschen über
die Social Media Kanäle zu meinem Blog kommen.
Als Richtungsweiser für die Zukunft.
Drei Wochen Auszeit sind definitiv nicht genug. Warum nicht?
Ganz einfach:
Ich werde (natürlich) manchmal immer noch schwach
und linse heimlich auf Instagram und Facebook.
Schließlich gehörte das 12 Jahre mindestens 37 Stunden in der Woche zu meinem Alltag.
Das kriegste nicht von heute auf morgen aus dem Kopf.
Also dachte ich mir:
Nur gucken…schadet ja nix.
Von wegen!!!!!
Gestern habe mir ein paar Stories angeschaut.
Von für mich besonderen Menschen.
Zu denen ich den Kontakt keinesfalls verlieren will.
Aber schon beim zweiten StoryGucker
– BÄM –
die Fassung verloren. Wegen eines einzigen Satzes.
Der vielleicht nicht mal etwas mit mir zu tun hatte.
Shit!
Aber wie heißt es in Alexa Fesers Lied über Mut:
„Mut ist es manchmal nicht mutig zu sein
Und dir einzugestehen, du fühlst dich allein…“
Dann bin ich gerade wohl mutig.
Denn ich fühle mich allein.
Aber das muss ich jetzt wohl aushalten.
Sonst wird es nie besser…
Habt einen schönen Tag und lächelt, lächelt, lächelt…
Samstag
„Die Wahrheit ist langweilig!“
Samstag morgen war ich wieder 5 Uhr wach.
Das sind keine Schlafstörungen, wie ich annahm,
sondern der natürliche Kreislauf.
Ich habe einfach ausgeschlafen 😂 nach fast 8 Stunden.
Samstags schaue ich morgens immer einen Film
mit einem ernsten Thema… Heute ist mal eine Dokumentation dran – passend zu meinem derzeitigen SocialMediaLockdown:
Das Dilemma mit den sozialen Medien
(Werbung ohne Geld 😜)
Was für eine Gefühlseplosion hat das in mir ausgelöst,
das kann ich euch sagen.
Ich werde benutzt. Von geldgeilen Konzernen.
Manipuliert!
Aber – das wusste ich schon. Und habe willig mitgemacht.
Bis nichts anders mehr wichtig war, als connected zu sein.
Mit ganz vielen Menschen. Je mehr, desto besser.
Ich werde meinen Facebookacount löschen!
Kalter Entzug – jetzt sofort. Aber… ja…nee…oder…?!
Stürzt mich das nicht in das totale, soziale Abseits?
Bin ich dann nicht die Letzte, die etwas erfährt?
Die, die alles verpasst?
Und wenn ich Facebook lösche, wäre es ja nur konsequent,
wenn ich mich auch von Instagram trenne, oder?
Von WhatsApp. Twitter. Snapchat. TikTok.
Selbst Google manipuliert mich!
Dann hilft also nur gar kein Internet mehr?
STOPP STOPP STOPP ✋
Das geht mir jetzt zu weit. Außerdem funktioniert das ja gar nicht!
Mein eigenes Haschen nach Likes und netten Kommentaren,
nach Wertschätzung von Menschen, die ich kaum kenne,
um mein Ego zu streicheln… Das habe ich ja selbst verursacht.
Lange habe ich mir eingeredet: Das bin ich doch gar nicht!
Jetzt gestehe ich mir ein: Doch! Genau das bin ich.
Auch wenn ich nicht so sein will.
„Wie wachst du aus der Matrix auf, wenn du nicht weißt, dass du drin bist?“
Tristan Harris, Center for Humane Technology
Co-founder and Executive Director
Ich möchte frei sein.
Doch die ultimative Freiheit suchte ich bisher an einem Ort,
an dem ich sie niemals finden werde.
Die logische Konsequenz wäre also, auszusteigen.
Die Social- Media- Accounts zu löschen.
Warum ist dieser Gedanke so beängstigend?
Ist ja jetzt nicht so, als verschwinde ich völlig von der Bildfläche.
Aber ganz ehrlich?
Es fühlt sich so an, dieses Dilemma mit den sozialen Medien.
„Man muss sich das so vorstellen,
als gebe es 2.7 Milliarden Truman- Shows.
Jede Person hat ihre eigene Realität mit ihren eigenen Fakten.
Mit der Zeit entwickelst du das Gefühl, dass alle dir zustimmen. Weil alle in deinem Newsfeed so klingen wie du.“
Roger McNamee (Facebook Early Investor Venture Capitalist)
Ich stehe immer noch total unter dem Einfluss dieser Dokumentation.
Lösche ich meinen Account? Lösche ich ihn nicht?
Nein, ich lösche ihn nicht.
Schließlich haben Facebook, Instagram und Co auch Vorteile.
Und die Doku ist mir doch etwas überspitzt.
Ich werde erst einmal alle Seiten beleuchten und dann handeln.
Dienstag
Jeden Morgen gehe ich ein halbe Stunde eher los.
Wieso ich jetzt eine halbe Stunde Zeit habe? KEINE Ahnung. Wahrscheinlich die Timelinescrollzeit von früher.
Das ist total entspannend. Ich spaziere durch den Wald.
Eigentlich habe ich dann Musik auf den Ohren.
Morgenmantra mit dem tröstenden Schwessi– Lied von Patreon
und der Weltreise von Udo Lindenberg.
Erwähnte ich schon mal, oder?
Heute morgen hab ich die Musik einfach vergessen.
Ich hab die Morgenwaldgeräusche genossen.
So richtig mit tiefenentspanntem Gefühl im ganzen Körper.
Bin durchs taufeuchte Gras gelaufen…
wahrscheinlich war ich etwas zu entspannt.
Jedenfalls – BÄM – Beine in die Luft geworfen
und auf dem Hintern gelandet.
Mich erwischte ein totaler Lachflash.
Merken fürs nächste Mal Tautreten:
Keine Chucks mit durchlöcherten Sohlen anziehen!
Als ich da aber so saß und mir einen nassen Popo holte,
fiel mir endlich mal wieder ein Gedicht ein
🙏😅
*
Sonnenstrahlen lugen verschmitzt
durch die Äste
fallen glitzernd auf den Morgentau
grünes Gras, noch aufrecht stehend
der Himmel sommerlich tiefblau
Vögel putzen sich das Gefieder
zwitschern schimpfend auf mich nieder
mich, den Eindringling
Die Morgenstille ist gestört
verkünden sie empört
*
Habt einen wundervollen Wochenteiler
ohne Ausrutscher und Grasflecken, aber mit einem Lachflash 💛
Montag
*Schweigen ist einfach.
Meine Gedanken zum Schweigen bringen hingegen fast unmöglich.*
Hape Kerkeling
Wow.
Vier Tage ohne Social Media. Also ohne Posten, Liken und so.
Es fühlt sich komisch an. Aber, hey… Ich lebe noch.
Fingernägel sind nicht bis zum Nagelbett abgekaut.
Ich rauche nicht wieder.
Mein Fernsehkonsum ist nicht wesentlich gestiegen.
Das Handy liegt irgendwo
und klebt nicht mehr an meiner linken Hand, auch der Schreibfinger zuckt nicht mehr.
Nein, mal Spaß beiseite.
Es ist gar nicht so einfach. Dieses Gefühl
– nicht verbunden zu sein – nicht zu wissen, was läuft –
macht mir regelrecht Angst. Es lähmt mich total.
Andererseits ist es auch befreiend.
Es gibt Momente, da bin ich einfach nur traurig.
So richtig tieftraurig mit leerem Gefühl im Bauch.
Ich vermisse euch.
Also die 502 Facebook- Profile, mit denen ich befreundet bin.
Dabei kenne ich die meisten Menschen dahinter meist
nur flüchtig oder gar nicht persönlich.
Das ist krass…
Ich versuche mich abzulenken.
Mit Dingen, die ich mal richtig gern gemacht habe.
Bevor ich ständig auf der Suche war, nach teil- und postbaren Dingen.
Lesen zum Beispiel:
Ich habe mal wieder bewusst gelesen, ein richtiges Buch – aus Papier.
Ich lese ja immer, aber eben nur noch nebenbei. Und natürlich digital.
Weil das geil ist, in einem buchgroßen Gerät
1000 Bücher mit sich herum zu schleppen.
Echt jetzt?
Ein Buch nach dem anderen lesen, wie am Fließband, ist doch Scheiße.
Ich nehme das Gelesene gar nicht mehr richtig auf. Verinnerliche es nicht.
Ich lese, um posten zu können *ich habe gelesen*
Ich vermisse dieses genussvolle, intensive Lesen aus meiner Kindheit.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, sich irgendwo zusammen zu kringeln und die Zeit zu vergessen. Über einem guten Buch.
Dieses *Mein ganzes Leben – nur dieser eine Augenblick* – Gefühl
aus Schwessis Lied habe ich schon ein paar Monate nicht mehr gespürt!
Also los! Das Buch meiner Wahl:
Elbschlosskeller – Kein Roman von Daniel Schmidt
Wow…Wow…Wow
Ich war bisher nur ein Mal im Elbschloßkeller.
Und eigentlich dachte ich, das war auch mein einziges Mal. Aber mit Daniel Schmidt möchte ich mich gern mal unterhalten. Wir ticken ziemlich ähnlich. Ein faszinierender Mensch. Dieses Buch hat mich so tief beeindruckt. Und endlich weiß ich, warum mich der Kiez so anzieht.
Ich habe es durch gelesen. In einem Rutsch. Ohne schlafen zwischendurch.
Das war wie ein Rausch ohne Drogen. Ich habe mitgelitten, geweint – so still mit Salztröpfchen kullern – und laut gelacht.
Ich war völlig zufrieden mit mir selbst und der Stille um mich herum.
Wie habe ich dieses intensive Wegtauchen in meine Bücherwelt vermisst.
Das war magisch!
Und ich habe 2400 Bücher aus Papier. Ich habe nachgezählt. Also 2403, um genau zu sein.
Da bin ich wohl noch eine Weile beschäftigt.
Ich freue mich über all diejenigen,
die es hierher schaffen.
Aber ich vermisse euch
– die Kommentare, die Likes –
es ist irgendwie komisch ins Leere zu schreiben.
Wie in einem Vakuum.
Ich werde mich jetzt auch noch auf Instagram verabschieden und dann…
sehen wir weiter.
Habt einen schönen Wochenstart, ihr Lieben!
Samstag
Samstag – da brauch ich keinen Wecker. Nützt nicht viel.
Ich bin trotzdem 5:39 Uhr wach.
Ich taste nach dem Handy. Nicht da.
Ich schieb ein bisschen Panik!
Ah ja, liegt irgendwo draußen.
Ich versuche, weiter zu schlafen. Funktioniert nicht. Macht es bei mir nie. Mache ich die Augen auf – tanzen die Gedanken durch meinen Kopf.
Ich schnapp mir ein Buch. Das habe ich lange nicht gemacht.
Morgens im Bett geschmökert.
Als Kind habe ich immer alle Lieblingsbücher ums Bett gestapelt
und gelesen.
Stundenlang.
In jedem Zimmer hatte ich ein Buch. Auch irgendwie eine Sucht.
6:30 Uhr – der LieblingsIngo knurrt wegen dem Licht und ins Regenzimmer muss ich auch.
Raus aus den Federn. Kaffee trinken.
Ich schnapp mir mein Tablet.
Wo früher Bücher lagen, dümpeln jetzt internetfähige Geräte.
Fortschritt kann auch doof sein.
Ich schau drauf und das blaue F leuchtet mich an.
Kurz gucken schadet nicht, oder?
Schon hat sich mein Finger verselbstständigt.
Och, ich bin so blöd!!!!
Und wie bei einer Diät der Schokoladenausrutscher
– jetzt ist es auch scheißegal –
schau ich auch noch bei Instagram rein.
Like eine Story, schreibe eine Nachricht, lese zwei Beiträge und…
STOP!
So geht das nicht. Ich drück auf Löschen.
Dann melde ich mich auch gleich auf dem Smart – TV
von allen Social Media Dingern ab.
Das ist echt der Wahnsinn, wo man überall mit allem connected sein kann.
Ich streame den Film *Mignonnes* Der ist…
Traurig. Beängstigend. Verstörend.
Vielleicht gerade nicht das Richtige für mich. Ich schau trotzdem zu Ende.
Jetzt ist es 7:23 Uhr.
Ich kippe meinen dritten Kaffee in einen ToGo- Becher setze Kopfhörer auf und verlege mein Morgenritual ins Feenwäldchen um die Ecke.
Erst mal raus aus dem üblichen Samstagstrott.
8:45 Uhr bin ich wieder zurück. Mit frischen Brötchen.
Nein, nicht aus dem Feenwald, sondern aus dem Dorfladen.
Der LieblingsIngo ist wach. Und freut sich.
Frühstückszubereitung und ganz viel Sonnenschein im Sonnenweg.
Haben wir noch vor ein paar Jahren ganz oft gemacht. Jetzt nicht mehr. Warum eigentlich nicht?
Ich habe ganz schön viel vernachlässigt.
Gerade bin ich wieder schwach geworden. Ein ziemlich fieser Kommentar stand unter meinem letzten Post. Aber was habe ich erwartet?! Ist ja nix Schlimmes, immer mal bei Facebook und Co zu Posten und zu liken. Aber wenn du dein Leben danach ausrichtest, nur noch Fotos schießt, die Social Media tauglich sind und permanent online bist, ist das beängstigend! Glaubt mir, davon los zu kommen, ist scheiße schwer.
Das klappt nicht, nur weil ich mir das jetzt vorgenommen habe. Aber es freut mich natürlich sehr, dass dich meine Probleme so belustigen, liebe MoNi. So what. Jeder empfindet anders, nicht wahr?
So, die Sonnenweghöhle ist geputzt.
Jetzt radeln wir an den Kulkwitzer See.
Solange ich noch in Hochstimmung bin und Lust habe.
Heute Abend wird gegrillt.
Mit dem Freyerlein und Lindamaus.
Heute ist also für Ablenkung gesorgt und ich werde es sowas von genießen. Das Jammertal kommt noch früh genug.
Macht es mal gut, ihr Lieben ❤️ und ein schönes Spätsommerwochenende wünsche ich euch 😘
Freitag
*Wer erleuchtet werden will, muss wohl erst das Gegenteil erleben. Die totale Verfinsterung.*
Hape Kerkeling
Ich wache auf. Um 5, wie immer.
Erster Blick aufs Handy.
Noch vorm Klogang und erstem Kaffee.
Auch wie immer.
Das ist ziemlich schräg.
Keine Nachrichten. Mist.
Dann fällt es mir wieder ein:
Ich habe die Apps vom Handy gelöscht.
Komische Gefühle durchströmen mich:.
Unruhe, Trauer, Verlust.
Ehrlich jetzt?
Ich bin traurig, weil ich Facebook vom Handy geschmissen hab?!
Meine Güte, bin ich verkorkst.
Aber darüber will ich jetzt echt nicht nachdenken!
Morgenritual mit Kaffeetasse auf der Terrasse:
Schwessi– Lied und Vogelgezwitscher…
Ich schaue in den dunklen Morgenhimmel und atme tief ein.
Eigentlich auch wie immer. Heute habe ich allerdings viel mehr Zeit.
Der LieblingsIngo steht auf. Einen gemeinsamen Morgen haben wir selten.
Deshalb gibt es kein Morgenritual.
Heute setze ich mich zu ihm und wir frühstücken gemeinsam.
Er schaut irritiert, weil ich ja sonst eher mit Blick aufs Handy im Wohnzimmer hocke, sagt aber nix.
Und Ich?
…finde es gerade total schön.
Ich glaube, für den LieblingsIngo bin ich manchmal
wie eine Schnitzeljagd:
Folge den Hinweisen und finde den Schatz.
Ich suche den Schatz in mir allerdings auch noch.
Der Weg ist das Ziel, oder so.
War ja nun eigentlich gar nicht so schlimm. Dieser Morgen.
Ich werde mir heute Abend einen Wecker kaufen.
So einen richtigen, klingelnden Retrowecker (aber ohne TickTack!)
Damit nicht immer das Handy das erste Ding ist,
welches ich morgens antatsche.
Klingt doch nach einem Plan.
Toll.
Im Bus höre ich Musik und schaue durch die Gegend.
Normalerweise scrolle ich mich während der 20 Minuten Fahrt
durch meine Timelines bei
Facebook, Twitter und Instagram.
Lese Tweets.
Retweete und teile, was das Handy aushält.
Gebe meinen Senf überall dazu und like, like, like!
Ohne das fühle ich mich irgendwie … leer.
Ich schaue aufs Handy. Schon wieder.
Warum hab ich dieses Ding ständig in der Hand?!
Oh…eine WhatsApp Statusmeldung.
STOOOOOOP!
Ist WhatsApp nicht auch Social Media? Eigentlich schon, oder?
Also wird auch WhatsApp stumm geschaltet.
Ganz löschen geht nicht.
Diese App nutzen nämlich meine realen Lieblingsmenschen.
Die haben sonst nichts mit Social Media am Hut.
Früher waren wir nicht ständig miteinander verbunden.
Wie haben wir das nur überlebt?
Vielleicht sollte ich mein Handy in genau diesen Zustand zurücksetzen?
2009 – bevor es Flatrates gab.
Gedacht – Getan!
Ich glaube wirklich, dass uns soziale Medien krank machen können.
Deshalb habe ich nun erst einmal die Notbremse gezogen.
Wenn ich etwas poste oder jemanden eine Whatsapp schreibe,
dann MUSS ich ständig schauen:
Wie viele haben es gesehen. Wie vielen gefällt es?
Warum antwortet mir die angeschriebene Person nicht?
Er/ Sie hat es doch vor STUNDEN gelesen!
Bestimmt habe ich etwas falsch gemacht! Etwas Falsches geschrieben!
Ohje, jetzt redet Er/Sie nie wieder mit mir. Ich habe sie/ ihn verletzt. Das wollte ich doch gar nicht! Ah… ein Herzchen. Alles in Ordnung. Zum Glück!
Seht ihr. Das ist doch einfach nur krank.
Hinzu kommen diese ganzen Hateposts,
dieses Beschimpfungen und Niedermachen der Menschen.
Das macht mir Angst.
Deshalb – ihr Lieben – bin ich jetzt mal für ein paar Wochen nur hier.
Ich freue mich, wenn ihr vorbei kommt.
Bis später und genießt das schöne Wetter ohne Handy vorm Gesicht.
Der Anfang
Ich stelle immer wieder fest, wie klein meine Probleme eigentlich sind.
Wie nichtig im Gegensatz zu anderen.
Aber sie sind da. Und irgendwo müssen sie herkommen.
Sie engen mich ein.
Alles was ich tue, ist manisch. Ein Zwang. Eine Sucht.
Vor allem mein Social Media Konsum.
Ich kann mir ein Leben ohne diese Dinge gar nicht mehr vorstellen.
Das ist völlig irre.
Mehrmals wurde ich schon darauf hingewiesen.
Eigentlich eher spaßig: Winnie ist immer online. Antwortet innerhalb weniger Minuten. Warum hast du eigentlich noch keinen Youtube- Kanal?
Aber auch ernsthafte Hinweise. Von Menschen, denen ich absolut vertraue. Die mehr von mir wissen, als mir lieb ist.
Es ist also an der Zeit, es ernst zu nehmen.
Ich setze mein Handy auf das Jahr 2009 zurück.
Keine Social Media Apps.
Mobile Daten und W – Lan aus.
Los geht’s: Lasset die Spiele beginnen!
Liebe Winnie, das ist als hättest Du meine eigenen Gedanken und Gefühle zu dem Thema hier hin geschrieben. Ich finde es toll das Du so konsequent bist, und wünsche mir das ich das auch schaffe.
Ich habe festgestellt das durch den Social Media Konsum meine Gedanken rasen und eine Abhängigkeit entsteht, und so viel wertvolle Zeit verlorengeht.
Fühl Dich gedrückt von mir ❤️
Liebe Gisela, heute war der erste Tag und ich habe bestimmt 4 Mal die Apps installiert und wieder deinstalliert.
Soviel zu konsequent. Aber Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Ich hoffe, ich bekomme das hin.
Ich drück dich zurück. Liebe Grüße