Bei meinem Morgenritual komme ich mir vor wie die Last Woman Standing von Günthersdorf.
Deutschland befindet sich im Shutdown  – kein Mensch
ist um 7 Uhr morgens unterwegs. Nicht mal die Gassigeher*Innen.
Nur ich trappse verpeilt mitten auf der Straße zum Feenwäldchen.
Trotte blindlinks – oder blindrechts (je nach Betrachtung)
durch die Dunkelheit.

Ich schliddere und fluche. Trotzdem muss ich das tun. Wie ein Zwang.
Der LieblingsIngo findet meinen Morgenspaziergang durchs Wäldchen ziemlich irre.
Er wünscht Meldung, telefonisch oder wenigstens whatsapplich, wenn ich an der Bushaltestelle bin.
Und weil ich das ständig vergesse, denkt er über die Anschaffung einer Ortungs- App nach.
Ich finde seine Sorge um mich sehr berührend, aber auch ein bisschen albern.
Was soll mir denn in einem Wald, so groß wie ein mittlerer Supermarkt schon passieren? Dachte ich.

Bis ich mich neulich zu Tode erschreckte, Zeugin wurde eines hinterhältig geplanten und mit erschreckender Brutalität ausgeführten Überfalls.
Ein Meuchelmord – direkt hinter mir!
AAAAAhhhhh… seit dem traue ich mich nicht mehr in den Wald.
Schließlich werden Zeuginnen im Thriller immer
mund- oder gar richtig tot gemacht!

Gut, ich weiß jetzt nicht wie gefährlich fauchende Waldkätzchen
das so hand- äh…pfötchenhaben.
Oder welche Strafe auf Amselmord steht.
Aber ich gehe trotzdem fürs Erste lieber am Waldrand entlang!

Den LieblingsIngo freut es
(ich glaube fast, der hat das inszeniert und die beiden Tiere engagiert)

Manchmal fängt das Survivaln aber auch schon vorn an der Straße an.
Bei Blitzeis zum Beispiel. Oder neulich…

Unsere breite Straße geht ohne Übergang in einen schmalen Waldweg über. Mir entgegen kommt ein Mensch mit Hund.
Ohne MNS. Also der Mensch.
Ich ziehe den meinigen hoch und warte.
Warte… warte… und warte.
Nach fünf Minuten wird es mir zu dumm.
Ich schaue demonstrativ auf die Uhr und laufe los.

“Das ist ein Hundeweg. Da dauerts nun mal!”
knurrt mir der Mensch entgegen.
Immer noch ohne MNS und ganz nah neben mir.
Der Hund schnüffelt ganz lieb.
Was ist denn ein Hundeweg?
Für mich sieht das wie ein ganz normaler Waldweg aus.
Sag ich ihm auch. Genau so.
“NeeeNeeeNeee!” zetert er weiter, “der Weg ist nur für Hunde!”

Ich rausche erhobenen Kopfes an ihm vorbei und töne über die Schulter: “Und was machen SIE dann hier?!”
Und dann ganz flinke Füße und in der Schwärze des Waldes abgetaucht!


1 Kommentar

  1. […] auf einem Spaziergang oder I will survive – ein Stück in drei Aktenlest bitte hier:1. Akt: Der Waldspaziergang am Morgen2. Akt: Der Parkbesuch in der Mittagspause3. Akt: Abendlicher Gewaltmarsch durch […]

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