Da bin ich wieder. Ihr habt lange nichts von mir gelesen und seid trotzdem immer noch hier.
Ihr seid meine Helden! Ich hab Euch lieb. In echt!

Ich habe mich in diesem Coronalabyrinth verlaufen und bin dann erst einmal stur sitzen geblieben.
Im Homeofficekabuff.
Habe zugelassen, dass ich langsam kreativ verkümmere.
weil ich nur noch buchhalterte.

Ich wollte raus. Aus der Situation. Aus dem Kabuff. Dem inneren und dem äußeren.
Da meldete sich der legendäre WinnieTrotz und führte – BÄM – zum Mutausbruch!

Aber ich fange mal mit dem Anfang an…

Es war einmal ein etwas verrücktes Frauenzimmer.
Sie wohnte in einem kleinen Dorf im Nimmerland und lebte ganz still vor sich hin.
Ab und zu brach sie aus dem Trott aus und fuhr in die große, bunte Welt.
Zum Seelenwellness.

Eines Tages kam eine große Wolke und verdunkelte den Horizont.
Auf der ganzen Welt.
Die Menschen konnten sich nicht mehr besuchen
und das Frauenzimmer durfte auch nicht mehr hinaus in die große, bunte Welt.
Das war sehr schlimm und das Frauenzimmer wurde sehr traurig.

Erst kämpfte sie dagegen an und buntete sich die Haare.
Bestellte online ganz viel Selbstverwirklichungszeugs.
Kreativierte in alle Richtungen.


Trotzdem wurde sie von Tag zu Tag trauriger.
Bis sie nur noch im Homeoffice buchhalterte.
Selbsthilfebücher hörte.
Und mit dem Schicksal haderte.

Eines Morgens, an einem besonders schlimmen Tag
– das Frauenzimmer hatte noch nicht einmal den Schlafanzug ausgezogen –
stolperte eine gute Fee auf den Zahlenbildschirm:

“Wie lange willst du dich so gehen lassen?!
Du musst endlich anfangen, dich selbst zu lieben!
Beweg deinen dicken Coronapopo, du lahmes Frauenzimmer!”

Selbstliebe?! Sollte das die Lösung sein?

“Ich probier’s aus!” murmelte das Frauenzimmer vor sich hin.
Buntete sich die Haare neu.
Zog die bunteste Lieblingsjeans (fast) über den Coronapopo
und legte los:


Die Sache mit dem Selbstliebedingens

Kalendersprüche – Vollbäder im Kerzenschein – Auszeit im Wellness-Hotel – ein langer Spaziergang – ein Mädelsabend Das war Selbstfürsorge und Selbstliebe für mich. Dafür brauche ich doch keine Hilfe.
Aber ist das alles?
Was bedeutet es eigentlich wirklich – diese Selbstliebe – Selbstfürsorge – auf dich aufpassen – um sich kümmern?
Warum benötigt man dazu einen Coach und wieso ist das jetzt so trendy?

Vor Corona war Selbstliebe für mich nach Bauchgefühl leben.
Mich nicht so wichtig zu nehmen. Aber trotzdem genug für mich tun.
Locker bleiben.
Ich habe mir einfach keine Gedanken darüber gemacht.
Weil sowieso kein Plan der Welt dem Leben standhält.

Dann kam Corona. Erst habe ich es mit Humor genommen.
Die Welt spinnt. Wird sich schon wieder einkriegen.
Hat die Welt aber nicht. Und nach einigen Wochen im Homeofficekabuff kam sie –
die riesengroße alles verschlingende, schwarze Traurigkeit.

Der LieblingsIngo war ständig systemrelevant unterwegs .
Mein Highlight war der Spaziergang zum leeren, dunklen Einkaufstempel.
Ich fühlte mich allein. Einsam, ja – regelrecht verlassen.
Und Nutzlos.

Albern? Mag sein!
Aber gegen seine Gefühle kommt mensch schwer an, wenn niemand da ist zum Reden.

Ich kämpfte trotzdem dagegen.
Mit einer Therapie. Austausch mit anderen. Über Zoom.
Um mich daran zu erinnern, dass ich eigentlich eine lebhafte, coole Socke bin,
habe ich Dinge gemacht, die ich schon immer machen wollte.


Mir die Haare bunt gefärbt. Zum Beispiel.
Hat auch funktioniert. Ab und zu.
Dann kam der Sommer.
Für eine überschaubare Zeit hatte ich mein Leben zurück.
Zwar ein bisschen langsamer, eingeschränkter. Aber dafür war ich ein bisschen bunter.

“Du bist verrückt!”
Das hörte ich in dieser Zeit oft.
Ich bin gern verrückt. So ein bisschen. Angeleint und mit Sicherheitsnetz.
Ganz hinten im Badregal
– hinter all den blauen, lila und pinkenen Haarfarben –
wartet noch eine Sicherheitspackung Schokobraun.

Während es privat wieder aufwärts ging – lief es im Job immer unrunder.
Es machte keinen Spaß mehr. Ich traute mir immer weniger zu.
Musste mein Büro räumen, wegen der Corona- Regeln, und zog auf den Empfangsplatz.
Mitten im Flur.
Zwischen Eingangstür und Toilette.
Keine Bürotür zum Zuknallen.
Keine Wände.
Dafür ständige Durchläufer- und Türknaller*Innen.
Zugluft und Paketboten.
Meine Konzentrationfähigkeit fiel. Gegen null.
Alles dauerte ewig. Tippfehler und Zahlendreher.
Und prompt triggerte mich der Glaubenssatz meiner Kindheit:
*Du kannst es einfach nicht. Machst immer alles falsch.*
Wie eine Leuchtreklame in meinen Kopf.
Pausenlos!
Ich fühlte mich abgewertet.
Jede noch so kleine Kritik, ein etwas schräger Blick beamte mich aufs Büroklo.
Dort hockte ich schniefend und versuchte, den Salztröpfchenwasserfall aufzuhalten.
Was passiert hier mit mir?!
Ich war einfach nicht mehr ich selbst!

Dann war der Sommer vorbei.
Der nächste Shutdown. Das nächste Homeoffice.
Der nächste tiefe Absturz in die Traurigkeit?
Nö – diesmal war ich vorbereitet.
Und auch froh, dem Fluroffice zu entkommen.

Ich habe ein Online Selfcare Summit besucht.
Mir Rituale überlegt.
Folgte diversen Selbstfürsorge – Coaches auf Instagram.

Mein Morgen sah dann so aus:

Nach dem Aufstehen ein Glas lauwarmes Wasser.
Spaziergang. Sport. Porridge- Frühstück. Homeoffice. Sport. Früh schlafen gehen.
Bis auf das Porridgefrühstück hat es ganz gut funktioniert. Ich bin eher der Kautyp.

Aber irgendwann…

…wachte ich auf und hatte direkt einfach keinen Bock mehr.
Auf Sport, Spaziergang und Porridge.
Ich wollte Rühreier. Kaffee bis zum Abwinken. Kuchen!
Einfach nur chillig netflixen, bis ich ins Kabuff muss.
Selbstfürsorge war zum Stress geworden und führte mich ins nächste Tief.
Shit!
Wieder Selbstzweifel. Versagensangst.
Wieso klappt dieses verdammte Selbstliebefürsorgedingens bei allen anderen und bei mir wieder nicht?!
Boarr – kann nicht einfach mal alles gut sein?!

Heulattacke! und dann knallhartes Selbstscanning.
Was will ich? Was bauche ich?
Ab auf die stille Treppe und in mich gegangen!
Und hier präsentiere ich euch:

Meine Selbsteinschätzung – Die nackte Wahrheit sozusagen

Das Konzept Selbstliebe war für mich ganz schön mit Stress behaftet.
Wenn du aufwachst und dich mal nicht selbst geil findest, kommt sofort der Druck von außen:
DU MUSST DICH ABER LIEBEN.

Seit der Pandemie mit Homeoffice und Co ist Selbstfürsorge und Selbstliebe trendy geworden.
Versteht mich nicht falsch, sie ist ungeheuer wichtig, diese Work Life Balance.

ABER:

Bei mir denkt zuerst das Herz. Es reagiert schnell und völlig eigenständig.
Mein Herz weiß es einfach nicht besser.
Wenn sich der Kopf einschaltet, ist mein Herz meist schon im Arsch,
wie es in einem meiner Lieblingssongs von Schwessi heißt.
Das habe ich auch schon total lange. Schon als Kind war ich emotional sehr vielfältig.
Aber immer drüber. Zu viel. Von allem.
Meine erste Lehrerin meinte, ich bin ne Memme,
meine verordnete Mitmirkannstereden- Frau called it hochsensibel.

Hochsensibel. Klingt total gut, oder? Ist aber scheiße!
Nur eine wunderschöne Bezeichnung für exzessiven Kontrollverlust bei Emotionsansturm.
Bei Sichtweisen und Problemen.
Geräusche und Bewegungungen im Augenwinkel lassen mich auch im Kreis emotionalisieren.
Egal, was du hast – es gibt einen Namen dafür und eine Pille dagegen, nicht wahr?
(das ist keine wissenschaftliche, sondern ein winnieschaftliche Theorie).
Kennt ihr bestimmt, oder?

Bei meinem Wohnzimmerkonzert von Schwessi hatte ich plötzlich dieses *Ichschauemirmichvonaußenzu*- Gefühl.
Was ich da gesehen haben, hat mich total erschreckt!

Ich war nervlich völlig verwrackt. Konnte mich überhaupt nicht entspannen. Mich nicht fallen lassen.

Diese plötzliche Erkenntnis – wie ein Blitz ins Hirn:
Das bist Du!
Dieses kopflos umherrennende, sich *Für was eigentlich?!* entschuldigende, nervöse Frauenzimmer!

hat mich völlig umgehauen.
So wollte ich nicht wahrgenommen werden. So wollte ich nicht sein!

Das ist jetzt anderthalb Monate her.
Ich habe meinen alten Job gekündigt. Einen neuen gesucht und gefunden.
Dafür habe ich viel Zuspruch bekommen.
Das macht mich stolz. Und glücklich.
Macht mir Mut, mehr zu wagen.

TikTok- Videos zum Beispiel. Erst einmal als Comicfigur. Als Übung.
Letzte Woche habe ich dann ein echtes Video gedreht. Als Winnie. Ohne Filter.
Für die Kampagne “Offensive Bundestagswahl” von Laut gegen Nazis.
Das könnt Ihr auf you tube sehen.
Als Komparse für’s neue Musikvideo der wunderbaren Schwessi habe ich mich auch gemeldet.
Damit erfülle ich mir einen riesengroßen Traum. Und das wird bestimmt megalustig.

Jeden Morgen bleibe ich kurz im Bett liegen und höre auf mein Bauchgefühl:
Was möchte ich heute für eine Morgenritual?
Und das mache ich dann.
Mit dem Fahrrad durch die Günthersdorfer Pampa seppeln.
Sport mit Mister Pinky und Fräulein Rüttelmeier.
Spazieren gehen. Oder Extremcouching mit Dauerberieselung.
Ohne schlechtes Gewissen. Ohne Zwang. Ohne Stress.

Ich schaue mich bewusster im Spiegel an.

Ich liebe meine Fakten
(ich finde Fakten klingt besser als Falten).
Die Lachfakten um die Augen sehen aus wie Sonnenstrahlen.

Ich liebe meine Augen.
Sie leuchten manchmal grün – wie eine Sommerwiese.
Manchmal sind sie eher grau – wie geheimnisvoller Nebel.

Ich liebe mein linksseitiges Grübchen.
Weil ich immer schief grinse, ist es ausgeprägter als rechts.

Mein Körper ist eher so Team *Bleiblieberangezogen*.
So what! Man kann nicht alles haben.

Mein Fazit:
Selbstfürsorge und Selbstliebe funktioniert. Ohne Stress und Zwang. So wie es jeder mag.
Wie es für jeden wichtig ist. Mit Coach. Oder ohne.
Es gehört ein bisschen Mut dazu. Und absolute Ehrlichkeit.
Auch nach außen. Für mich gilt:
Kein Verstecken mehr.
Ich liebe mich so, wie ich bin.
Mit allen Ecken und Kanten. Mit allen Fehlern.
So!


Das letzte Wort hat mein Coolness- Lehrmeister:

Da lieb ich mich erst mal selber – I love me
Ich lieb mich einfach unvorstellbar – I love me
Udo Lindenberg


5 Kommentare

  1. 👍 Weiter so liebe Winnie 😘

    1. 😘💛

  2. Ich finde mich so in deinen Zeilen wieder und Tränen kullern plötzlich und es hört gar nicht mehr auf. Dankeschön liebe Winnie, daß du etwas in mir angestupst hast.
    Ich bin noch auf der Suche nach dem Mut.
    Vielleicht finde ich ihn ja bald.
    😘💜

    1. Manchmal kommt der Mut ganz unvermutet. Ich drücke Dir die Daumen, liebe Gaby!

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