Facebookeintrag vom 09.04.2021:
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Ein Jahr Corona.🙄.
Wir haben es immer noch nicht im Griff. Unglaublich.
Dabei haben wir doch so viele Experten.
Virologen. Querdenker. Nena. Gesundheitsexperten.
Alle kommen zu Wort. Endlich haben sie eine Plattform.
Bei der Tagesschau.

Heute morgen zum Beispiel – ein Spaziergangsforscher!
Was bitteschön ist denn ein *Spaziergangsforscher*?!
Gibt es dafür ein Bachelorstudiengang? Kann ich einen Masterabschluss machen?
Mich spezialisieren?
Zum Waldspaziergangsforscher? Oder AsphaltgehExperten?
Und in welchem Job kann mensch denn nach solch einem Studium forschen?
Feldwegentlanglatschexperte bei RTL 2?

Wieso hat mir das vor 32 Jahren niemand gesagt in der Berufsberatung?
Da hätte ich mir doch die drei Ausbildungen sparen können.
Fürs Fachgebiet *DurchdiePampatrampeln* habe ich ein natürliches Talent.
Quasi angeboren.
Während ich nun also quer übers Feld marschiere
(unter erschwerten Bedingungen mit 2 kg Matsch unter den Schuhen),
überlege ich einen Quereinstieg in die Spaziergangsbranche.
Ich habe auch Referenzen.
Vom Schäckie Schan, meinem Fitnessguru to go.
Mit 254 Kilometern und
365 482 Schritten in diesem Jahr bin ich qualifiziert, finde ich.

*

Seit diesem Post hat sich mein Leben ganz schön verändert.
Im April 2021 homeofficete ich noch.
Zwang mich täglich zu immer absurderen Ritualen. Im Namen der Selbsfürsorge, versteht sich.
Stresste mich total.
Was da so alles passierte, findet ihr hier
Ich fand auch unheimlich wichtig, wie andere Menschlinge mich so fanden.
Verbog mich, um dem Bild der “richtigen” Winnie zu entsprechen. Spielte meine verschiedenen Rollen. Und das nicht mal besonders gut:

“Doch es ist langfristig unheimlich anstrengend, sich selbst zu verleugnen und alles, was einen zum Leuchten bringen könnte, in eine kleine Box zu quetschen.
Zusätzlich kostet es eine Unmenge an Energie, unser eigentliches Strahlen ständig zu dimmen, nur um so sein zu können, wie uns andere anscheinend haben wollen”

Sandra Wurster
*Das Leben ist zu kurz, um den Bauch einzuziehen*


Irgendwann hörte ich auf, Spaziergangsforscherin zu sein.
Und couchte mich auf ein Gewicht mit drei Zahlen.
DREISTELLIG?!
Shit.
Wann ist denn das passiert?
99 Kilogramm war meine absolute Schmerzgrenze!
Eigentlich.
Ich will euch jetzt nicht den gesamten Frustkiloanfutterprozess erläutern,
bei Interesse findet ihr den hier…
Nur noch mal ganz kurz in fett:
DREISTELLIG!

2022 – Neues Jahr, neues Glück!
Hadern ist eigentlich gar nicht so mein Ding.
Ich bin eher so der Momentaufnahmen- Typ. Spontan. Optimistisch.
Ich akzeptiere, dass mich die wechselnden Jahre erreicht haben.
Aber ich werde nicht vertraurigt auf der Couch burnouten
und mich mit Streaming im Selbstversuch zu therapieren.
Im Sitzen. Mit der Hand in der Chipstüte.
Nö! Nö! Nö!
Mir werde ich es zeigen!
Wieder einmal.
Aber diesmal – genau wie bei dem Selbstliebeding – ohne Stress.
Ohne RegenzimmerBodenbitch.
Ohne Diät.
Ich begann mit meinen Latschiergängen.
Durch Leipzig.
Auf der Suche nach immer längeren Wegen, die irgendwann irgendwo an einer Bushaltestelle
Richtung zu Hause im Sonnenweg enden.
Anfangs war das echt schwer. Ich rieb mir die Oberschenkelinnenseiten wund.
Manchmal hatte ich mich so total verlatschiert, dass ich an Aufgeben dachte.
Ich heulte sogar, weil ich einfach keinen Bock mehr hatte. Aber ich hielt durch.
Jetzt haben wir wieder April. Ich bin wieder ein UHu.
Meine Oberschenkelinnenseiten kuscheln nicht mehr miteinander.
Die Hosen sitzen leger und ich gürtelte auf dem letzten Loch.
Im Vergleich zum letzten Jahr habe ich so viel mehr an Kilometern verlatschiert.
So viele neue Wege gefunden. Ich bin sogar schon den ganzen Weg nach Günthersdorf gelaufen.
Zum Vergleich:
2021 hatte ich am 09. April 254 Kilometern mit 365 482 Schritten hinter mich gebracht.
Heute zeigt Schane Pfonda
(die Nachfolgerin vom berühmten Schäcki Schan, dem Handgelenkdrillinstructor),
ich habe tatsächlich 998,6 Kilometer mit 1.440.978 Schritten absolviert.

2022

WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOW!

Meine Latschiergänge bewirken aber nicht nur eine äußerliche Veränderung.
“Akzeptiere den Freak, der du innerlich bist.” Pink
Die Gedanken werden leichter. Optimismus blitzt durchs blaubehaarte Köpfchen.
In dieser Stimmung fand ich zufällig einen Buchtipp:

*Wahre Schönheit ist der Mut, du selbst zu sein*
geschrieben hat das Sandra Wurster. Ein unheimlich tolle Frau.
Mehrgewichtig. Bunt. Innen und außen.
Dieses Buch zu lesen, war wie ein Gespräch mit meiner besten Freundin.
Umarmung. Trost. Einen Tritt in den Allerwertesten.
Ebenso wie das erste, von ihr geschriebene Buch:
*Das Leben ist zu kurz, um den Bauch einzuziehen*
Beide Bücher habe ich im Moment immer dabei.
Wie Freunde. Voller Klebezettel und umgeknickter Seiten.
Regelmäßig höre ich auch den Podcast *Bauchgeflüster* von Sandra Wurster.
Ich spüre die Magie der liebevollen Worte.
Die Wirkung auf meine Gedanken.
ganz langsam fange ich an, mich wieder wohl zu fühlen.
Mich selbst zu mögen. In mir drin. Und das trage ich nach außen:
Ich springe. Hüpfe auf Mauern. Balanciere. Tanze.
Ohne mich darum zu kümmern, ob es jetzt vielleicht jemand blöd finden könnte,
wenn ein mehrgewichtiger, mittelalter Menschling in ziemlich farbenfrohen Klamotten und blauen Haaren
auf einer Mauer herum hüpft oder versucht, nicht auf Gehwegritzen zu treten.
Ich lächle wieder. Die Menschen lächeln ganz oft zurück.
Manchmal halte ich inne, setze ich mich auf eine Bank und schaue in den Himmel.
Höre auf mein Bauchgefühl. Spüre das Kribbeln und Glucksen.
Ich bin kerngesund. Ich bin schön. Ich bin kreativ.
Ich bin sportlich. Ich bin lebendig. Und ich bin glücklich.
So richtig!

1 Kommentar

  1. […] Prolog- Vorspann- dieses Vornewegding halt:Ich bin nicht dafür bekannt, allzu weit vorauszudenken. Oder geradeaus.Für mich spricht nur meine Entschlossenheit, die Sachen hinter mich zu bringen. Auch wenn es am Ende nicht gut ausgeht, ist es zumindest das Ende. Allerdings bin ich sehr kreativ im Lösungen finden. Als ich in der achten Klasse war, bekam ich plötzlich so richtig Bock auf Mathe. Wir hatten einen tollen, total lustigen Lehrer, der mir die Rechenkunst nahe brachte. Bis zu einem *Sehr gut*Dadurch qualifizierte er sich zu meinem absoluten Lieblingslehrer.Er war es auch, der mich Querdenkerin nannte.Weil ich die Matheaufgaben immer sehr „fantasievoll und kreativ“ löste. Ich denke bei Problemen tatsächlich nie – niemals geradeaus, sondern immer quer um die Ecke. Und eigentlich bin ich darauf ziemlich stolz. Ist halt etwas anderes – so ein bisschen querdenken. Jetzt allerdings nicht mehr! Seit 2021 erwähne ich nicht mehr, dass ich eine Querdenkerin bin. Weil sich nämlich einfach mal so die Definition verändert hat!Querdenken ist jetzt nicht mehr eine Denkmethode, die im Rahmen der Anwendung von Kreativitätstechniken zur Lösung von Problemen oder Ideenfindung eingesetzt werden kann (*Laterales Denken – von lateinisch latus „Seite“, auch Querdenken genannt)sondernDenkweise der Leugner*Innen der COVID-19-Pandemie bzw. der Teilnehmer*Innen an Protesten gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in DeutschlandAlso dachte ich ein letztes Mal kreativ und quer um die Ecke und nenne mich jetzt *Chaosdenkerin*Deutschland muss entspazieriziert werden, las ich neulich. Das Wort fand ich witzig – ENTSPAZIERIZIERN – obwohl es um eine ernsthafte Sache geht.Ich entspazieriziere mich also hiermit auch.Aber ich höre nicht auf durch die Gegend zu latschen!Das ist schließlich meine Meditation. Aber… wie nenne ich das denn jetzt bloß?Schreitziergänge? Marschiergänge? Ähm…nö, das klingt nach Gleichschritt und Befehlsgebrüll!Je länger – also zeitlich und kilometerlich länger – ich diese Gänge ausdehne,desto mehr latsche ich durch die Dämmerung. Ich latsche – das ist es!Willkommen in Meiner Welt der LATSCHIERGÄNGE […]

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