13. März 2020 
Freitag, der 13. Bisher hat mich das überhaupt nicht berührt.
Aber heute bin ich angepisst. FCK Corona!
Ich wollte bei Schwessi total abrocken.
Darauf hatte ich mich gefreut. Schon lange.
Ich habe vorm Spiegel geübt. Ich hätte ins Mikro gesungen. Wirklich!
Heute hätte ich mich getraut. Und nun… Abgesagt
Das ist vernünftig, klar. Verstehe ich doch.
Trotzdem…innerlich liege ich strampelnd am Boden:
Ich will jetzt auf ein Schwessikonzert!
Aber ich bin nicht der LangeDrüberÄrgerTyp.
Nützt ja auch nix.
Ich hätte jetzt gern ein bisschen Alkohol.
Und eine vegetarische Salami Pizza mit diesem leckeren LowCarbTeig.
Auf dem Heimweg mache ich einen Abstecher zum Supermarkt mit dem großen roten Buchstaben.
Die haben das beste vegetarische Angebot und Captain Morgan Cola.
Dauert ja nicht lange. Dachte ich. Weit gefehlt!
Ich schlendere mit meinem kleinen, grünen Köfferchen durch die Gänge und bin ein bisschen irritiert. Kaum ein Mensch ist hier unterwegs. Kann an den leeren Nudelregalen liegen.
Ist mir egal.
Ich kaufe immer nur ein oder zwei Packungen Nudeln, da geht ab und zu mal der teure Scheiß.
Wir leben schließlich in Krisenzeiten.
Nun ist aber noch das Mikrowellenreisregal leer.
Tütensuppen gibt es auch nicht mehr.
Wahrscheinlich wegen der Abwechslung. Okay, immer nur Nudeln ist ja langweilig.
Aber alles leer kaufen?
Warum?!
Sprechen sich die Hamsterleute irgendwo ab?
Gibt es dafür ein Hamsterbook, auf das nur die richtig panischen Leute kommen?
So ein PANIKstattINFORMATION – Kanal?
Frei nach dem Motto: Was hamstern wir denn heute bis die alle heulen?
Egal, ich will ja keinen Mikrowellenreis und Tütensuppen…
Ich will Alkohol und vegetarische Salami LowcarbPizza.
An der Tiefkühlabteilung schieb ich mein Köfferchen vorbei
– Pizza, Lasagne, Nudelaufläufe, Nuggets und Pommes – alles weg!
Es gibt noch genügend Broccoli und Blumenkohl.
Gemüse ist wohl nicht das Richtige gegen Corona.
Jetzt komme ich in den belebten Teil des Supermarkts.
Vor Käse- und Dauerwurstregalen drängen sich Menschenmassen.
Im Slalom versuche ich mich durch zu mogeln.
Geschafft.
Ich schnappe meine Begehrlichkeiten und nun ab zur Kasse.
“Wir stehen hier alle, Frollein!” nörgelt mich ein älterer Herr an.
Hm, ja… Das alle hier stehen, sehe ich auch.
Aber warum stehen sie hier? Die Kassen sind kilometerweit entfernt und wieso Frollein?!
Ich bin doch keine gepiercte 15jährige! Außerdem fährt in 5 Minuten mein Bus.
Ich denke kurz daran, alles stehenzulassen und abzuhauen.
Macht aber wenig Sinn. Da komm ich doch niemals durch!
Wie bei Shakespeares Romeo und Julia: Kein menschlich Bollwerk kann der Panik wehren!
So ähnlich war das doch, oder? Wie war das mit dem Karma? Bist du nett, kommt es immer zu dir zurück?Wo isses denn, wenn man es braucht?!

Ich ergebe mich meinem Schicksal und stelle mich hinten an.
Nun bin ich ihr wehrlos ausgeliefert, dieser allgemeinen Corona Panik.
Eingepfercht zwischen Körben voller Klopapier und Mikrowellenreis.
Zwischen keifenden Muddilis und greinenden Kids.
Aggressive Männchen kreisen ums leere Bierregal und husten in die Gegend.
Horror pur!!!!!

Überlege, ob ich jetzt den Captain Morgan aufmache.
Oder schreie.
Soll ich doch lieber auf die Käse Pizza beim blauen A umsteigen?!
Da tritt sie ins Licht… meine Heldin im roten Shirt, grinst mich fröhlich an
und sagt im breitesten Leipziger Sächsich:
“Gommse ma mit. Wechen dem drei Sachen müssen se nich hier anschdeehn.”
Schnappt meinen Korb und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Unter den bösen Blicken und wütendem Gemurmel der Muddilis und Machomännchen.
Ich bin froh, dass die nicht hauen. Mich zum Beispiel.
Im Vorbeigehen greife ich noch eine Tafel Danke – Schokolade
und schwupps, bin ich an einer Expresskasse und durch.
Ich drück meiner Retterin die Schokolade in die Hand.
Danke sagt sie lächelnd und zieht los, die nächste Kundin retten.
Meine Heldin
Es geht also auch anders.
Netter.
Rücksichtsvoller.
Trotz Panik und Frust.
Trotz Stress und Hektik.
Trotz Corona.
Jetzt sitze ich zu Hause, stopfte Lowcarbpizza in mich hinein.
Immer noch traurig.
Aber nicht mehr so doll.
Corona geht vorbei.
Empathie bleibt.
*************************
P. S. Ich lese gerade vorsichtshalber mal noch *The Stand – Das letzte Gefecht* von Stephen King.Ein Survival Handbuch.
Man kann ja nie wissen

16.03.2020
Montag Morgen.
Fühlt sich eigentlich ganz normal an.
Der Wecker klingelt viel zu zeitig, es ist dunkel und ich habe keine Lust aufzustehen.
Wie jeden Montag halt.
Aber es hilft nichts, Wochenende ist vorbei, also:
Aufstehen, Kaffeemaschine, Badezimmer. Und auf geht’s in die neue Woche…
Die kann ja nur besser werden.
Ich spaziere in den Sonnenaufgang.
Durch stille, leere Straßen. Es ist viel zu ruhig. Das ist unheimlich.
Normalerweise stapfte ich mantramässig *GutenMorgenGutenMorgenGutenMorgen*
murmelnd im Slalom durch Massen an Schulkids.
Heute sind nicht mal die GassigängerInnen unterwegs.
Dieses *GutenMorgensagenmüssenweilwiraufdemDorfsind* nervt mich ja eigentlich,
aber heute vermisse ich es.
Auch an der Bushaltestelle ist kein Mensch. Ich checke kurz die Fahrplan- App.
Doch, der Bus fährt noch. Aber ich soll hinten einsteigen. Wegen Fahrerschutz und so.
Macht Sinn. Im Bus sitzen 3 Menschlein. Und steigen an der nächsten Haltestelle aus.
Winnie allein im Bus – kennt man ja schon.
Falls es den Busfahrer nicht stört, könnte ich jetzt an jeder Haltestelle den Sitzplatz wechseln.
Oder ganz laut *Twitterwochen* von Schwessi singen.
Mich an der Haltestange entlang hangeln. Radschlagen im Gang …
Ach, nee, Radschlagen kann ich nicht.
Aber Vorwärtsrolle! Vorwärtsrolle geht!
Montags gehe ich immer zum Bäcker.
Weil nach dem Wochenende im Sonnenweg einfach nix zu essen mehr da ist .
Wer mich kennt, weiß, ich bin kein Planer.
Ich bin durch und durch eine chaotische SpontanBauchentscheiderin.
Beim Einkauf tritt das so richtig zu Tage:
Ich schreibe in Schönschrift eine Einkaufsliste. Mit Mengenangaben und Ausgabenplanung.
Diese verziere ich kunstvoll mit Blümchen, Herzchen und Peacezeichen.
Dann lass ich sie auf dem Tisch liegen.
Nicht mit Absicht. Ich hab den Kopf voller Musik, Reime und Regenbogenstreifen.
Da kann ich doch nicht auch noch an die Liste denken!
Im Supermarkt flattere ich von einem Regal zum anderen, wie ein Schmetterling auf Blumensuche.
Ich nehme dies und das, freue mich über günstige Angebote und habe einen Korb voll NICHTS.
Also nichts, was auf meiner in Schönschrift geschriebenen, auf dem heimischen Tisch verbliebenen Einkaufsliste stand.
Und nichts was ich zum Beispiel zum CoronaQuarkfontänenÜberleben bräuchte…
Deshalb ist für mich das Hamstern nahezu unmöglich.
Ich würde nämlich Klopapier, Nudeln und Mehl glatt vergessen zu kaufen.
Ihr braucht euch also keine Sorgen machen. Ich hamstere euch nix weg. Aber vielleicht verhungere ich. Deshalb wäre es schön, wenn jemand einen Einkaufshilfservice für verpeilte ChaosWinnies erfinden könnte… So eine Art Betreuerapp vielleicht?

Zurück zum montäglichen Bäckerbesuch:
Das Geschäft ist geöffnet und es gibt total viele, lecker belegte Brötchen.
Für mich und mein Montagsfrühstück.
Ich bekomme es in eine Tüte geworfen und auf den Tresen geknallt.
Von einem langhaarigen, jungen Mann.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen lange Haare und jung.
Und auch überhaupt nichts gegen Männer.
Aber wir reden hier nicht vom Bohrhammerkauf im Baumarkt, sondern von belegten Brötchen!
Da lege ich doch ein klitzekleines bisschen Wert auf Hygiene.
Vor allem in CoronaKrisenZeiten!
Ich denke da an Handschuhe, Haare zum Zopf gebunden oder vielleicht ein Haarnetz.
Nach kurzem Überdenken ist mir der Appetit gründlich vergangen.
Mein Singlekollege grinst nur, als ich ihm meine Sorgen erzähle. Versteht er nicht!
Ich spende ihm das Brötchen. Auch mit einem Grinsen.
Der Tag im Büro läuft vor sich hin.
Dann große Hektik. Coronakrisensitzung. Homeoffice ist angesagt.
Och nö. Auch wenn es eine vernünftige Entscheidung ist…
Ich will nicht zu Hause hocken und im Schlafanzug mit ungekämmten Haaren arbeiten.
Dieser Virus ist echt scheiße. Er nervt. Er macht Angst.
Nicht wegen der Ansteckung.
Da bin ich für mich selbst sehr optimistisch und Risikogruppenkuscheln
versuche ich weitestgehend zu vermeiden.
Auch nicht, weil ich Stephen King gelesen habe.
Aber mir fehlen andere Menschen in meinem Leben, ich bin echt nicht fürs Alleinsein geschaffen.
Das soziale Leben liegt auf Eis.
Der Kontakt zu meinen Freunden, die weiter weg wohnen.
Zu meinen Konzertfreunden.
Alles nur virtuell.

Ich denke an all die Menschen, die ich nicht kennen lernen durfte, an den vergangenen Wochenenden.
Ich vermisse sie. Und nun auch noch arbeiten ohne meine Kollegen.
Damit kann ich nicht so gut umgehen.
Der Virus schafft Existenzängste.
Also nicht unbedingt um meine Existenz.
Ich bin angestellt und im Ernstfall lebe ich im abgesicherten Modus.
Und der LieblingsIngo versorgt mich bestimmt auch mit, wenn es nötig wird.
Aber was ist mit unseren Freunden?
Sie sind selbstständig. Was passiert mit ihnen, wenn wirklich alle zu Hause bleiben müssen?
Wie sieht es bei meinen LieblingsmusikerInnen aus? Werden sie durchhalten (können)?
Ich hoffe das Beste! Das Wichtigste ist gesund zu bleiben. Dann kann man helfen.
Nicht öffentlich um sich selbst rumheulen.
Leise zu Hause – im Schlafanzug mit ungekämmten Haaren – kann man mal so ein bisschen selbstmitleidig vor sich hin schluchzen.
Aber draußen ist man stark.
Manchmal wünsche ich mir Superkräfte.
Solche, die Krankheiten heilen. Die Frieden stiften.
Kräfte, die böse Menschen gut machen.
Superkräfte, die alle glücklich machen und dann wieder verschwinden, wenn man sie nicht mehr braucht. Aber ich bin nun mal nicht Harriett Potter.
Frank Walter Steinmeier hat gerade gesagt:
“Halten wir heute voneinander Abstand, damit wir uns morgen wieder umarmen können”
Das klingt doch nach einem Plan. Bleibt gesund und munter!
Ich will euch nämlich bald wieder umarmen.

25. April 2020  
Das Wetter schläft immer noch. Aber versprochen ist versprochen
Also auf den Seppl geschwungen und raus in die Pampa.
Mit dem LieblingsIngo natürlich.
Aber ich bin der Routenbestimmer.
Der LieblingsIngo mosert vor sich hin, so von wegen Mädchenroute:
kein Wald *keine Hügel* nichts zum drüber springen
Na gut, zurück darf er vorne fahren
Und so radeln wir in dieses komische Nichtwetter.
Über Feldwege, am Bahndamm entlang. Durchs stille Miltitz. Und auch durch den Wald.
Mitten auf einer Lichtung finde ich eine Schaukel. EINE SCHAUKEL.
Ich bin im siebten Himmel und schaukele meinen Coronafrust einfach weg.
Solange, bis der LieblingsIngo genervt fragt, ob ich auch mal fertig werde.
Eigentlich nicht, aber ich will mal nicht so sein.
Ingos Rückweg führt querfeldein. Über Stock und Stein. Hügel hinauf und hinunter,
übers Gras, quer durch den Wald.
Jetzt bin ich dran mit mosern.
Geht’s noch?!
Ich bin doch kein Downhillbiker.
Der LieblingsIngo amüsiert sich köstlich:
“Warum haste denn dann ein Mountain Bike?! Ein Cityrad hätte doch gereicht!”
Ich bin sauer und erkläre ihn zu meinem heutigen LieblingsArsch.
Darüber muss er noch mehr lachen. Und ich… lache auch.
Über meine Jammerei – ich bin aber auch ein Weichei.
Denn eigentlich war das DurchdiePamparadeln ein geiles Gefühl.
Von Freiheit und so.
Der Wind in den Haaren, die Wiesen links und rechts.
Kein anderer Mensch, nur wir zwei.
Das Leben, so rein, wie man es nur fühlen kann!
Und nun kuschelte ich mich frisch geduscht und aufgehübscht aufs Sofa. Bereit für die Konzerte von GwenCobain, Nervling und Schwessi
Habt ihr Lust? Dann klickt auf die KünstlerInnen und seid dabei.
Ich freu mich!

03. Juli 2020
Habt ihr schon mal in einem Haltestellenhäuschen an einer belebten Bundesstraßenkreuzung meditiert?
Im Regen?
Mit viel zu langem, sich kräuselndem Nackenhaar ?
Ich habe das gestern ausprobiert.
Und das kam so:
Freitagabend gegen 16:45 Uhr. Feierabend. Wochenende.
In Leipzig, am Lindenauer Markt, gibt es ganz viele Friseur*Innen.
Und mein Unterhaar fängt an, sich im Nacken zu kräuseln.
Ich finde haarmäßig nichts schlimmer als abstehende, sich kräuselnde Nackenhärchen.
Ein Friseur*Innen Besuch ist also fällig. Damit ich mich wieder wohlfühlen kann.
So dachte ich. Spontan. Am Freitagabend:
Ich zog frohgemut los, zu meinem Stammsalon (da war ich schon mindestens zwei Mal innerhalb von sechs Jahren). Maske auf, Hände desinfiziert – das ganze Corona Programm absolviert –
bleibe ich wartend auf Abstand im Eingangsbereich stehen.
Völlig unbeachtet, auch mein fröhliches Hallo versickert im Hintergrundschlagergeplärr.
Irgendwann bekomme ich doch ein etwas genervtes “Jaha?” hingeworfen.
Ich setze lächelnd zum Sabbeln an, da werde ich unsanft unterbrochen.
“Also, ich mach in ein paar Minuten zu. Das lohnt nich…!!!”
Ehe ich erklären kann, dass ich doch nur meine Fasson gekürzt haben möchte,
stehe ich auf der Straße – rumms, Tür ist zu.
Oh, was war das denn?
Achselzuckend und nicht mehr ganz so fröhlich gehe ich zum nächsten Salon –
und daran vorbei. Dort warten schon 5 potentielle ZuLangHaarMenschen. Das wird nix.
Eine Ladentür weiter prangt das Schild*Herren und Kinder* Ist es eine Diskussion wert?
So von wegen *Frau, aber Männerhaarschnitt* – nein, dafür fehlt mir heute doch die Energie.
Wegen Freitag und so. Ich
gebe auf, dann kurble ich eben die Rückmarsdorfer Haarbranche an.
Dort gibt es immerhin (laut Internet) drei ausgebildete Haartrimmbediener*Innen.
Im ersten Geschäft renne ich gegen eine geschlossene Tür.
Im zweiten Geschäft erhalte ich die Anweisung:
“Einzeln eintreten – Wir ham Corona – da müssense draußen warten!”
Als ich dann so einzeln draußen vor der Tür stehe, habe ich plötzlich keine Lust mehr.
Ich drehe ab, zum Bus, der natürlich gerade weg ist.
Und so saß ich meditierend im Bushäuschen.
Langsam beruhigte ich mich wieder.
Is ja nun kein Drama, so kräuselnde Nackenhaare.
Und Freitag spontan zum Haare schnippeln gehen, ist keine so gute Idee, glaube ich.
Und einen miesen Tag haben, kann auch jeder.
Vor allem, wenn den ganzen Tag solche *Ichwilldoch nurschnellMenschen* wie ich kommen..
Na, also… Meditation hat funktioniert – ich bin wieder fröhlich.

Heute morgen wache ich mit DER Blitzidee auf.
Ich habe doch auch einen Haartrimmer.
Der LieblingsIngo lässt mich aller 4 Wochen seine Wolle scheren.
Das kann bei mir selbst doch nicht so schwer sein, oder?
Was soll ich sagen? Statt des SamstagsErnstfilm gab es heute Kopfwellness.
Jetzt kann ich nicht nur ohne Hände Fahrrad fahren und beidhändig Tischtennis spielen,
sondern mir auch noch die Haare selbst schneiden.
Mein Motto also: Selbst ist die Frau!

31. Juli 2021
Gestern hatte ich einen Termin.
Einen Tattootermin 🤩
Ich bin gerade total wild auf Tattoos, SprücheShirts, bunte Haare…
Der LieblingsIngo sinniert über Midlifecrisis bei Frauen und nennt mich ein wandelndes Statement.
Aber es ist so:
Eine Winnie muss tun, was eine Winnie will.
Wird echt Zeit, das endlich mal auszuleben!
Vor dem Termin hatte ich noch etwas Zeit.
Also ging ich in einen der Supermärkte in der großen Stadt
– eigentlich mach ich das gerade nicht so gern, wegen der Verhüllungs- und Wagenpflicht –
aber ich hatte mal Lust auf etwas Abwechslung im grünen Speiseplan.
Ich steh also vor dem V- Regal und greife nach dem Käseersatz,
da springt mir so eine vorwitzige, vegetarische Salami in den Korb.
Die mag ich nur aus Ungarn in echt und da ich kein Tier mehr esse (vor allem keine Schweinchen)
habe ich eben auch der Salami abgeschworen.
Ich will sie ins Regal zurück legen, da tönt es rechts von mir:
“Gerald, hast du schon mal die vegetarische Salami probiert?”
Ich verleiere innerlich die Augen. Jetzt bitte keinen Erfahrungsaustausch übers Veggi- Leben.
“Neeeeeeiiiiiin, lass bloß die Finger davon!!!” brüllt es in mein linkes Ohr.
So laut, dass die Salami erschrocken wieder in meinen Korb hüpft.
Spinnt der, der Gerald?
Jetzt bin ich gespannt. Was hat ihm die Veggiesalami getan?
Ist es ein Giftgemisch aus E’s ? Holzt sie die Regenwälder ab?
Etwas leiser, mit Rundumblick, damit es ja auch alle Umstehenden mitbekommen,
erklärt er seiner Begleitung in einem dieser nervenden Schulmeistertöne:
“Die schmeckt nach Vanille!”
Häh? Das ist alles? Sie schmeckt ihm nicht?
Was für ein Spinner! Ich verlasse den Schauplatz Veggiregal und merke erst an der Kasse:
Die vegetarische Salami begleitet mich 🤷‍♀️
Zu Hause packe ich sie heimlich in die Wurstdose vom LieblingsIngo.
Zum Abendessen gibt es belegte Brote.
Der LieblingsIngo muffelt sein Brot und murmelt:
“Irgendwie schmeckt die Salami vanillig!” 😱

21. August 2020  
Wenn jemand eine Reise tut, So kann er was verzählen. Matthias Claudius
Ich tue keine richtige Reise, ich pendle.
Von Montag bis Freitag.
Im Sommer mit dem Seppl, im Winter und bei Gewitter mit dem Bus.
Sobald das Wettermenschlein in den Nachrichten das G- Wort in den Mund nimmt, bleibt Seppl zu Haus. So auch gestern.
War das wieder ein Tag! Keine ruhige Minute. Jeder will etwas. Und natürlich sofort.
Weil super dringend und mega wichtig. Ihr kennt das.
Zum Feierabend war ich vollkommen erledigt und natürlich viel zu spät dran.
Kurzer Sprint zum Bus schon mit angelegtem Spuckschutz im Gesicht.
Wie unangenehm!
Natürlich fährt heute so ein Fakefensterbus.
Ohne Klimaanlage.
Schon nach 2 Minuten tropft es salzig unterm Spuckschutz hervor.
Es gibt nichts Schlimmeres, als so ein kleiner Schweißtropfen, der langsam irgendwo hinunter kullert.
An den Füßen wird’s auch ziemlich warm. Heizen die etwa bei 27 Grad Außentemperatur?!
Wir zuckeln über Landstraßen, durch enge Dorfstraßen ins Gewerbegebiet
und transpirieren vor uns hin.
Straßensperrung und Umleitung. Sommer in Deutschland!
Im Bus sitzen außer mir noch ein Püppchen, das laut mit einem TrottelBlödmann telefoniert
– ein ziemlich unglücklich dreinschauender Typ in Motoradkluft
(der Arme, volle Ledermontur bei der Hitze) –
ein Teenie mit Fahrrad und eine Mutti mit Großeinkauf und zwei Kleinkindern.
Mitten in der Pampa, 2 Haltestellen und ca. 1, 3 Kilometer Luftlinie bis zu mir nach Hause,
rumpelt der Bus auf den Bordstein.
Der Fahrer springt zur Tür, murmelt vor sich hin und… ist verschwunden.
Wie in einem schlechten Film. Wir starren uns erstaunt an.
Drei Minuten später ist er wieder da und verkündet:
“Mir verliern Wasser. Es is unnen rum feichte!”
Bitte was?! Ich fummle den Kopfhörer aus dem Ohr. Was ist wo?
Und was ist denn bitteschön feichte?
Ein Fachbegriff aus der Busbranche?
Kühlwasser läuft aus, übersetzt der Motoradmann.
Ah… Eine Bushavarie. Hatte ich bisher nur einmal in meinen 19 Pendlerjahren.
Allerdings nicht mitten in der Pampa.
Und nicht an so einem *IchwillnurnachHauseTag*
Alle müssen raus und stehen ziemlich doof in der Gegend rum.
Motorradmann schaut brabbelnd in die offene Motorhaube, nickt wissend und
… weiß auch nicht weiter.
Überrascht mich jetzt nicht wirklich… schließlich fährt er mit Motorradoutfit im Bus.
“Da jeht nüscht mehr!” orakelt er.
Wann der nächste Bus kommt? jammert das Püppchen,
weil der TrottelBlödmann sie wohl nicht abholen kann.
Achselzucken beim Fachpersonal ist die Antwort.
In solchen Momenten vermisse ich das Rauchen.
Da hatte man doch etwas zu tun beim doof in der Pampa stehen.
Sich cool auf die Reifenstapel an der Kartbahn setzen, an der Fluppe ziehen
und outlawmäßig in die Gegend starren.
Ich grinse bei dem Gedanken.
Was mach ich denn nun? Ich bin einen Kilometer Luftlinie von zu Hause entfernt.
Dazwischen brummt und summt die A9. Scheiße! Ich könnte laufen.
Aber ich muss erst 3,5 Kilometer in Richtung Leipzig latschen,
um auf die andere Seite der Autobahn zu kommen.
Durch unwegsames Gelände. Darauf hab ich echt keinen Bock heute.
Ich flüstere vor mich hin: “Accio Seppl”
Nichts passiert. Funktioniert wohl nur bei Harry Potter, Besen und mit Zauberstab.
Die Mutti wird abgeholt und der Fahrradteenie ist auch weg.
Ich bin ein bisschen neidisch.
Aber es nützt ja nix.
Der LieblingsIngo systemrelevantiert mal wieder, ich muss also ausharren.
Plötzlich taucht ein weißer Van auf. Superman eilt zur Busrettung.
Ein Blaumannträger wuchtet sich heraus und begutachtet den Busmotor:
“Haste etwa geheizt!? Der Schlauch ist verschmort!” raunzt er den Fahrer an.
Also doch. Heizung im Sommer. Die spinnen echt.
Er tauscht ein Stück Schlauch aus und zaubert dann zwei Kanister und eine Gießkanne aus seinem Van. Gleichzeitig. Wow.
Er füllt blaues Kühlwasser in den Bus.
In dem zweiten Kanister ist rotes… Ja, was? Heizwasser?
Jedenfalls ist das nicht das Richtige. Superman schleppt es zurück in sein Supermanmobil
und holt nochmal blaues.
Kann mir ein Fachmann aus der Busbranche mal den Unterschied
zwischen diesem roten und blauen Wasser erklären?
Ach, egal. Hauptsache, es funktioniert.
Kurzer Check – Motor läuft wieder und es ist *unnen rum nischt mehr feichte*
Superman verschwindet so schnell, wie er aufgetaucht ist.
Für uns geht es auch weiter, nun ohne Fahrradgeklapper und Kleinkindgebrabbel.
Mit einer halben Stunde Verspätung rollen wir ins Ziel.
Also in meins. Jetzt nur noch kurz zum Stammdiscounter und ab auf die Couch.
Das hab ich mir wirklich verdient.
Vor mir trampelt meine Erzfeindin aus der Schulzeit ins Geschäft.
Auch das noch. Ich hab echt keine Lust auf einen Austausch falscher Freundlichkeiten.
Sie erkennt mich nicht. Zum Glück.
Hui, bin ich auch so alt geworden? Ihr Hintern ist fetter als meiner.
Das hebt meine Laune ein bisschen.
Ich tänzele grinsend an ihr vorbei, grüße freundlich und…
finde mich total fies. Und gemein.
Aber manchmal brauche selbst ich eine Pause vom Nettsein.
Vor allem an solch einem Shitday!
Habt einen wundervollen Freitag und ein schönes Wochenende.
Ich genieße es in Osnabrück, wo angeblich die glücklichsten Menschen leben.
Da hol ich mir mal ein bisschen Glücksmotivation.

30. August 2020  
FamilyParty. 6.5 Kilometer entfernt vom Sonnenweg.
Weil ich eine Autofahrverweigererin bin
– ich könnte mich jetzt mit Klimaschutz heraus reden –
fahren wir mit den Rädern.
Auch wenn es regnet.
6,5 Kilometer sind ein Klacks.
Die Fahrt durch den Auenwald gestaltet sich etwas schwierig.
Der letzte Sturm hat ziemlich gewütet.
Äste mitten auf dem Weg…Bäume liegen und ?schweben? kreuz und quer herum.
Beim Feiern halten wir uns total an die Coronaauflagen:
Die Männer palavern am Stehtisch in der Ecke, die Kids bauen drinnen einen Ferrari
und wir Mädels sitzen unter der Markise und erklären die Welt.
Dem Vierjährigen. Die anderen Kids bauen ja lieber Ferraris.
Thema der Aufklärung:
Popel und Pupse
Dank Internet kenne ich jetzt das Popellied.
Der Song wird es nicht unbedingt auf meine Playlist schaffen,
aber der Knirps kichert und fällt dabei fast vom Stuhl.
Warum Pupse in der Wanne blubbern und schlimm schnuppern wird auch diskutiert.
Also mal ehrlich: Die Welt erklären können wir!
Es gibt Abendessen. In der Suppe ist Fleisch. Macht nix, ess ich eben Brot.
Ich hole mir einen Teller – huiii, mit einer Lokomototive (Wortkreation vom kleinen Freyerlein) drauf.
Wenn ich ordentlich aufesse, sehe ich die Lok und morgen regnet es nicht
– hat meine Oma mir früher immer versprochen!
Langsam dunkelt es und ich werde unruhig. Schließlich ist schon fast Herbst. Woran ich das merke?

Der Vierjährige mag das Herbstgedicht nicht aufsagen.
Ich habe eine Jacke um die Hüften, die sich ständig am Fahrradsattel verheddert
22:30 Uhr ist es stockdunkel im Auenwald.

Ihr erinnert euch? Durch den Sturm das Geäst mitten im Weg?
Ich überzeuge den LieblingsIngo vom sofortigen Aufbruch.
Als wäre es nicht shitegal, wann wir nun losradeln, dunkler wird’s eh nicht mehr.
Aber ich hab Schiss, da hilft keine Vernunft –
schließlich bin ich ein Geisterfilmkonsument mit riesiger Fantasie. Da kann es im dunklen Auenwald ganz schön unheimlich sein. Und im Film sind die starken Helden immer als erstes weg.
Wir rasen so schnell es geht. Ich – weil ich versuche, am LieblingsIngo dran zu bleiben.
Der wiederum denkt, er ist zu langsam und legt noch einen Zahn zu.
Neben und hinter mir raschelt es. Eine Eule schreit.
Aus dem Maisfeld (huh, Maisfelder kommen nun wirklich in jedem Horrorfilm vor! ),
leuchten mich gelbe Augen an. Ich rotiere noch schneller, Seppl gibt alles.
Völlig fertig komm ich zu Hause an und sinke auf die Couch.
Wollen wir noch einen Film schauen, fragt der LieblingsIngo.
“Klar!” sag ich.
“Wie wäre es mit *Cabin in the Woods*?”
Genießt den Sonntag, ihr Lieben

03. September 2020
Es geht los… Leudde, was bin ich aufgeregt.
Endlich mal wieder in die große, weite Welt. Nach Hamburg !
Das hat sich verändert, in dieser coronischen Zeit…
Ich erlaube mir keine Vorfreude mehr.
Zu oft war die Enttäuschung niederschmetternd in diesem Jahr.
Aber wenn der Tag ran ist, kribbelt sich die Vorfreude vom kleinsten Zeh leuchtend mitten ins Herz.
Ihr wisst, was ich meine, oder?
Also HAMBURG…
Ich komme!
Ich bin ein Kleinstadtgirl, dass sich immer in die Großstadt geträumt hat.
Lichter, Lärm, U-Bahn fahren – das fand ich soooo toll.
Wenn ich erstmal groß bin, dann…
Endlich groß, war es dann doch nicht so einfach mit Freiheit, Mut und so.
Beim Planen bin ich super in Mutig. Ich male mir das alles ganz toll aus.
Klopft die Freiheit dann an die Tür, stehe ich zitternd dahinter und mach nicht auf.
Mach’s gut, Mut! Hallo Angst.
Als ich den LieblingsIngo getroffen hab, auf der Dorfdisco – ein Junge vom Land, mit Muskeln an der richtigen Stelle, genug Flausen im Kopf und mit einem, zu meinem kompatiblen Herzchen…
Da war es vorbei mit den Großstadt Träumen – bis heute.
Ich will einfach da sein, wo der LieblingsIngo ist. So einfach!
Und so bin ich in GünthersDORF gelandet.
Der LieblingsIngo ist schuld.
Aber ich trag ihm das nicht nach. Weil es Tage gibt wie heute.
Die genieße ich dann in meiner ganz eigenen Freiheit -und ich bin sooo froh, dass es wieder möglich ist, wenn auch nur ganz klein.
Wir sehen uns heute Abend – ich freu mich auf euch!

12. Januar 2021 

Heute Morgen bin ich so schön durch den Neuschnee spaziert.
Mit kribbeliger Kinderfreude über die weiße Pracht von oben.
Ich fange Schneeflocken mit der Zunge.
Baue einen Mini- Carlito an der Bushaltestelle
(ich weiß auch nicht, woher dieser ständige Drang nach neuen Männern kommt).
Während ich so durch den jungfräulich weißen Wald stapfe, vermisse ich den Winterurlaub total.
So richtig mit Ziehen in der Magengegend. Ich bin traurig. Aber nur kurz.
Ist ja nicht zu ändern, die momentane Lage.
Trotzdem – mal ganz ehrlich – ein bisschen gemein ist das schon:
Die vergangenen Winter gab es keinen Schnee in Mitteldeutschland.
Und jetzt ist endlich mal herrlichstes Winterwetter mit Eisblümchen und Schneesternen.
Der Harz liegt praktisch gleich hinterm Sonnenweg (so circa 17 Kilometer!)…UND?!
Ich habe Hausarrest!
So mosere ich vor mich hin und freue mich dann auf meinen Mittagsspaziergang im Palmengarten.
Zu früh – wie sich heraus stellt! Als es endlich mittagt, fällt mein Blick nach draußen:
Shit – der Schnee ist grauschlüpfrig. Unten Schneeschnodder – oben Eisregen.Aber ich muss raus! Sonst schaffe ich mein Schritteziel nicht und der Schäckie Schan – ihr wisst schon, mein Fitnessmessdingens -ist nicht glücklich. Mittlerweile verlangt der nämlich 18 000 Schritte (ich bekomme diesen verflixten Steigerungsmodus nicht raus!) von mir!
Am Tag! Und meckert, wenn ich nicht wenigstens ungefähr ans Ziel heran komme.
Gestern, zum Beispiel hatte ich nur 262 Schrittchen.
Von wegen Migräne und daraus folgend zwingend notwendiges Heilextremcouching?
Das lässt der Schäckie als Entschuldigung nicht gelten.
Also schleiche ich nun die Straßen entlang, und versuche, wenigstens meiner Entspannungs- App gerecht zu werden:
*Gehe mit entspanntem, freundlichen Gesicht und aufrechter Haltung durch den Tag
und du wirst dich viel besser fühlen!*
Fürn Arsch! Ich schussele mit vorgebeugtem Oberkörper und ausgebreiteten Armen
balancehaltend die matschig-glatten Wege entlang.
Das funktioniert mehr schlecht als recht. Mein entspanntes, freundliches Lächelgesicht
erinnert an Sheldon aus der Big Bang Theory.
Und als wäre das nicht genug, trällert Vicky Leandros mir ins Ohr, dass sie das Leben liebt. Na vielen Dank!
Ich bleibe stehen. Schaue nach oben in den Regen.
Drehe mich einmal um mich selbst. Hinter mir baut ein kleines Mädchen einen ResteSchneemann.
Vor mir springt ein Hund nach Schneebällen. Ich atme ganz tief die kalte Winterluft.
Und endlich schaffe ich dieses entspannte Lächelgesicht.
Mein ganzes Leben nur dieser eine Augenblick – singe ich meine LieblingsSchwessiSongzeile vor mich hin.
Ja, ich liebe dieses Leben auch. So schwierig es auch gerade sein mag.
Habt einen wunderschönen Dienstagnachmittag 🥰

16. Januar 2021
Eigentlich wollte ich nur meine neue Morgenspaziergangsroute zum Homeoffice testen.
Für Montag.
Nicht, dass ich zu spät komme. Aber irgendwie habe ich mich da etwas reingesteigert.
Ins Spazieren gehen. Schnee – leere Straßen – Stille. Ich lief und lief und lief.
Ohne nachzudenken. Ich tanzte, ich lachte und ließ mich in den Schnee fallen.
Und da war es – dieses Gefühl:
*Ich bin frei. Ich habe losgelassen. Ich bin wieder da.*
Bis ich dieses Gefühl ganz verinnerliche, dauert es sicher noch. Aber ich habe Zeit.
Und jetzt genieße ich das Schönste nach einem Winterspaziergang:
Das wieder warm werden. Innerlich und äußerlich. Ich glaube, es ist an der Zeit, mehr Konfetti in mein Leben zu integrieren.
Habt einen schönen Samstag, ihr Lieben

8. Februar 2021

Als ich heute morgen aufgewacht bin, hatte ich ein total kribbeliges Vorfreudegefühl in meiner rundlichen Körpermitte.
Das ist mein *HurraEsHatGeschneit*- Gefühl.
Ein Blick aus dem Fenster genügt und der Zöpfchenzwerg kommt mit einem BÄM in meinen Kopf gesprungen:
“Los. ANziehEN! RAAAAAAAHHHHAAAAAUUUUUUUSSSSSS!”
Gesagt. Getan.
Ich liebe Schnee. Auch wenn es wie irre im Gesicht piekst. Und ich heulen muss.
Ich laufe über den zugeschneiten Feldweg.
Im Dunkeln.
Ich bin die allererste, die hier lang geht.
Meine Fantasie kurbelt los:
Ich bin auf einer Antarktis – Mission. Der erste Mensch überhaupt, der durh dieses Schneechaos watet. Knöcheltief. Manchmal auch knietief.
Ich komme vom Weg ab – das sieht aber auch alles gleich aus hier.
Weiß eben!
An der Straße treffe ich auf Blechmonster mit leuchtenden Augen.
Sie starren mich an und schleichen dann an mir vorbei. Glück gehabt!
*
Gewollte Einsamkeit –
nur ich…
und der Wald in der Dunkelheit
Eisige Kälte sticht ins empfindliche Gesicht
Leise Stille – keine Gedanken
nur entspannte Leere im Kopf.
Wohlige Wärme gemischt mit Liebe für mich
durchfließen mein Herz.
Kein Schmerz bohrt… nichts zerbricht.
*

Ich beende meine Antarktisexpedition und lauf durch unser beschauliches Dörfchen.
Egal, welchen Weg ich laufe, ich bin immer die Erste.
Liegt wohl an meiner Angewohnheit, Fusswege zu meiden und durch die Pampa zu trotten.
Heute ist es allerdings ein stattliches Workout, dass ich absolvieren muss.
Knietief liegt das weiße Zeug auf dem Waldweg.
Eigentlich sollte Schäckie Schan, mein unerbittlicher Fitnesstracker,
heute die doppelte Anzahl Schritte zählen.
Finde ich. Er allerdings nicht! Blödes Ding!
Ich keuche weiter.
Habe Hunger. Und keinen Bock mehr.
Ich kämpfe weiter und verfluche innerlich meine Idee vom langen Spaziergang.
Nützt aber nix.
Nach 2 Stunden bin ich endlich wieder am Ausgangspunkt angelangt.
Und während ich keuchend wie eine Dampflok, innen verschwitzt und außen verschneit,
auf den Weg schaue, sehe ich…nichts.
Nur eine weiße Fläche. Keine Spur von der Antarktis- Winnie mehr zu sehen.
Na, toll.
So schnell sind 2 Stunden Anstrengung dahin.
Wenigstens bleibt mir der Muskelkater!
Habt einen schönen Tag und passt gut auf euch auf 🥰💛

21. Februar 2020

Heute 7:19 Uhr im Sonnenweg…
Ich liebe meinen Sonntagsspazirgang!
Der ist so gaaaaanz anders als die morgendlichen Kopffreiblasgänge unter der Woche.
Sonntags übernimmt mein inneres Kind.
Die Routenführung.
Die Musikauswahl.
Wir tanzen also heute durch den Morgen zur Seelentröster- Playlist und probieren aus,
ob die wasserdichten Highsneaker auch wirklich wasserdichte Highsneaker sind.
Wir erleben wilde Abenteuer: Bäume schauen uns an.
Mit DREI Augen. Spione getarnt als Piepmätze folgen uns von Baum zu Baum.
Wir knipsen die Sonne an.
Balancieren. Auf Mäuerchen. Und Zweigen. Kicken Steinchen durch die Gegend.
Fallen fast hin beim Eiszerknacken.
Lauthals singend wecken wir Schwessi’s Vulkane auf.
Ganz kurz taucht mein Erwachsenen – Ich auf und schaut sich um, ob nicht doch irgendwo ein anderer Mensch blöd schauend den Kopf schüttelt.
Aber nur ganz kurz. Ist doch auch egal. Ich bin glücklich.
Und nur das zählt in diesen, einen Moment:
*Mein ganzes Leben nur dieser eine Augenblick* zitiere ich Schwessi hoppsend.
Wieder zurück im Sonnenweg genieße ich meinen Kaffee auf der Terrasse.
Ich liebe diese Augenblicke ❤️ Life is so beautiful, wenn es denn will.
Macht euch einen schönen Sonntag
Wir werden heute Gemüse grillen und mit dem frisch geputzten Seppl durch den Sonnenschein radeln

27. Februar 2021

Immer noch Homeoffice, mittlerweile ist die 5. Woche vorbei.
Krass! Und noch keine Anzeichen für Homedurchdrehung wie beim letzten Mal.
Glaube ich jedenfalls. Ich bin entspannt – fallen doch die Arbeitswege recht kurz aus.
Spaziergänge am Morgen.
Sport verlege ich in die Mittagspause.
Kein Stress.
Und abends habe ich dann Zeit.
Zum Schreiben. Endlich mal.
Doch was tue ich?
Auf keinen Fall schreiben! Es ist schon eine verflixte Sache mit dem DubringstnieetwaszuEnde-Syndrom. Neulich zum Beispiel…
hatte ich Lust zu zeichnen. Also besorge ich mir einen Skizzenblock und ein riesiges Bleistiftset.
Gar nicht so übel. Dann versuchte ich bunt.
Mit Pastellölkreiden.
Schwupps, ein ganzes Sortiment gehört nun mir. 50 Farben.
Nur um dann festzustellen – Bleistifte sind besser.
Man kann auch mit Tinte zeichnen?
Wunderbar! Her mit dem Kalligraphie- Set.
Zwei Tage später hatte ich Lust und Muse zum Zeichnen verloren.
Ich wollte lieber… ein Musikinstrument lernen.
WTF?! Ich google mich durchs Netz.
Gitarre? Keyboard? Kaufen?
Ähm… Upps, das ist aber… Bevor irgendein Instrument im Warenkorb landen kann: –
Hui, da… Ein Link zum Sockentiere basteln. Das sieht einfach aus.
Sogar für mich als Bastel- und Nähanalphabet. Und kostet fast gar nix!
Das kann ich! Bestimmt!…NICHT. Shit.
Neben dem Tiefstapeln kann ich mich auch wunderbar selbst überschätzen.
Meine geheime Superkraft sozusagen.
Leider merke ich das immer erst NACH dem Einkauf der neuen Kreativsachen.
Nun sitze ich neben dem Berg der (für mich) nutzlosen Dinge:
eine nicht funktionierende Handnähmaschine.
Füllmaterial. Für die Sockentiere.
Stoffe.
Schnittmuster.
Pastellkreiden.
Bleistifte.
Skizzenblöcke.
Notizbücher.
Füller. Ein Kalligraphie Set. Bunte Tintenpatronen.
Sitze am leeren Schreibtisch und… schreibe.
Back to the roots.
Prima! Schuster bleib bei deinen Tretern. Oder so.
Hat mein Opa immer gesagt.
Hobbies sammeln ist ja auch irgendwie ‘ne Art von Homedurchdrehung, oder?
Und ihr so? Habt ihr auch einen Coronakoller?
Ich wünsche euch ein wundervolles Wochenende

1. März 2021

Letzte Nacht haben wir bei Freunden übernachtet.
Solche Freunde, bei denen man sich zu Hause fühlt
und wo man weiß, in welchem Schrank die Tassen stehen.
Mittlerweile bekomme ich auch den Kaffeeautomat in Gang.
Ich war als Erste wach.
Damit ich den noch immer ein wenig grippelnden LieblingsIngo nicht störe,
bin ich mit Klamottenhäuflein und Buch unterm Arm ins Wohnzimmer geschlichen.
Auf dem Weg zum Morgenkaffee stolperte ich über Bailey.
Der Familiencollie, der meine Käseleidenschaft teilt.
Scheinbar ist er morgens völlig unterschmust.
Kenn ich mich jetzt nicht so aus, aber wenn dir ein Wauzi treuherzig die Beine stellt
und dich liebevoll anstuppst, muss er bekuschelt werden, oder?
Das wiederum fand Kater Charley offenbar nicht.
Jedenfalls schmeißt er sich im Flickflack über den Hunderücken auf meinen Schoss
und streckt den Bauch nach oben.
Da sitze ich nun – halbangezogen und zugetiert auf dem Teppich.
Ohne Kaffee, ohne Buch, dafür verwuschele ich Haustierbauchfell.
Wie lange muss man das machen? Gibt es da Regeln?
Normalerweise ergoogle ich mir ja die Antworten.
Aber meine Hände verwuscheln immer noch Bauchfell, keine Chance ans Handy zu kommen.
Ich rutsche langsam Richtung Küche.
Beim Anblick ihres Futternapfes lassen die beiden erstmal von mir ab.
Schnell die Kaffeetasse gefüllt und ein Glas Wasser wäre auch nicht schlecht.
Ich habe einen ziemlich trockenen Hals.
Hui, ein neuer Kühlschrank. Superteil, mit Touchscreen und Wasserspender!
Und nun?
Ich drücke etwas hilflos auf der glänzenden Tür herum und ahh…. Eiswürfel fliegen durch die Küche.
Zum Glück schlafen alle noch.
Endlich leuchtet das Wasserzeichen und ich bekomme mein Wasser.
Zurück im Wohnzimmer begraben mich Wauzi und Mieze unter sich.
Hat sich wohl doch noch nicht ausgekuschelt.
Wieder wuschele ich mich durchs Bauchfell und schaue zu, wie mein Kaffee langsam kalt wird.
Wacht hier vielleicht mal jemand auf?!
Ich überrede Bailey zu einem Spaziergang im Garten und versuche mich mit Katers Hilfe anzuziehen.
Gar nicht so einfach, wenn dir ständig jemand die Socken klaut.
Und nun? Hm…
Ich könnte ja Brötchen aufbacken. Gesagt, getan.
Aber wie geht der verflixte Herd an?
Der Kater dreht mir völlig desinteressiert den Rücken zu. Weiß er scheinbar auch nicht.
Und kuscheln will er auch nicht mehr.
Kratziger Abgang Kater…
Auftritt Tochter des Hauses – Blick auf den Backofen und verleierte Augen:
“Weißt du, Winnie, die Brötchen werden schneller fertig, wenn du den Ofen auch anmachst!”

4. März 2021
 38 Tage Homeoffice 2.0
Ich habe soviel Zeit.
Weil der Arbeitsweg nur 7 Minuten lang ist.
Mit Umweg über Bad und Küche.
Sport erledige ich in der Mittagspause.
Und abends fantasiere und kreativiere ich so ein bisschen vor mich hin.
Ich habe Spaß am Zeichnen entdeckt. Und finde es sogar echt gut.
Passiert mir selten, dass ich etwas von mir gut finde.
Ich schreibe und schreibe.
Neulich habe ich meine alte Blockflöte gefunden und gleich mal losgeflötet.
Ob ich jetzt endlich mal Noten lerne? Und dann hatte ich eine geniale Idee.
Am 20. März ist Weltglückstag.
Glück können wir ja alle gebrauchen.
Ich habe da so ein paar besondere LieblingsMenschen im Leben, die wollte ich beglücken.
Jeden mit etwas Besonderem. Selbstgemacht. Selbstgenäht.
In meinem Kopf sah das toooootaaaaal süß und perfekt aus.
Ich legte los…
Also, ich weiß ja:
Perfection is boring. Imperfedtion is beautiful.
Deshalb mein Resümee:
Frau kann nicht alles können.
Und am 20.März gibt es für die besonderen LieblingsMenschen eben Glückstüten.
So.
Und das Nähen lasse ich doch lieber…


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