Im Schnelldurchlauf frischmachen – zurück zum Bahnhof sprinten – kein Taxi bekommen.
S- Bahn nehmen. Verschwitzt, aber rechtzeitig biege ich in die Zielgeraden.
Puh… langsam komme ich wieder zu mir.
Ich laufe am Hafen entlang. Oder durch den Hafen durch.
Und plötzlich… Da liegt sie. Die Cap San Diego. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Keinesfalls so einen Riesen Dampfer! Ich verfalle in Angststarre.

Wie soll ich denn da Luke irgendwas finden?
Kein Mensch außer mir geht diesen ellenlangen Steg zum Schiff.
Jetzt fühle ich mich doch total einsam. Blöde Idee, alleine zu fahren!
Ich trotte hinauf und überlege schon ein Alternativprogramm,
als ich plötzlich ein “Moin, moin” höre.
EIN MENSCH! Ich bin angekommen!
Der Abstieg führt in den Schiffsbauch. Heißt das so?
Ist jedenfalls eng und ein wenig schaurig.
Weil hier schon wieder keine anderen Menschen sind. Doch plötzlich… Echos.
Von Stimmen. Ich folge einfach den Geräuschen. Und stehe plötzlich…

Im Licht! Geschafft!

Freundliche Begrüßung und dann Check in.
Wie am Flughafen! Fehlt eigentlich nur noch das Bodyscreaning.

– Eintrittskarte, Impfnachweis – habe ich zum Glück alles online.
Was würde ich nur ohne Handy tun?
Wenn ich das als Papierdingens mit mir führen müsste,
hätte der Wind schon längst einen Flieger draus gemacht!
Im Handy ist alles drin!
Bis ich zum ersten Mal das Ladekabel oder den Stecker vergesse.
Dann bin ich im, nun ihr wisst schon!
Fertig gescannt gehe ich auf Getränkejagd.
So langsam macht sich Aufregung und Vorfreude breit. Also in mir.
Ich bin ja quasi das Überraschungsei.
Denke aber trotz aller Aufregung daran, dass das Radler in Hamburg Alsterwasser heißt.
Da bin ich schon oft ganz schön ins Butterfass gestürzt, mit der falschen Bestellung!
Was das Alsterwasser angeht, sind die Hamburger eigen. Sehr eigen. Aber sonst sind sie nett.

Mit meinem Alsterblubber alkoholfrei in der Hand, husche ich in den Raum mit Bühne,
und suche ich mir einen Platz.
Das ist für mich immer so eine riesige Challenge.
Alleine einen Raum betreten.
Gefühlt tausend Augen starren mich an.
Dabei sind gerade mal sechs oder sieben Leute da. Aber die haben tausend Augen! Ich schwöre es euch!
Ich rutsche mit gesenktem Kopf in die letzte Reihe.
Dort, im Finstern, in der hinterste Ecke, atme ich auf.
Hier sieht mich keiner.
Ich lebe im Kopf das totale Klischee: Frau – alleine – unsichtbar bleiben..
Damit die Leute nicht denken, dass… Ja, Was denn, bitteschön?! Wollte ich nicht genau davon weg?!
Zu denken, was die Leute denken (könnten)…
Die Menschen denken doch sowieso. Meist das, was sie wollen. Und selten etwas über mich!
Und mit meiner äußeren Erscheinung in Bunt ist meine innere Einstellung auch nicht kompatibel.
Los Winnie! Hoch das Popöchen und Flucht nach vorn!
Ich stehe wieder auf. Lächele in die Runde. Und wandere nach vorn.
In die erste Reihe.
Dort steht ein Mikrofonständer. Mit Peacezeichen und einem Traumfänger.
Das kenn ich. Yippie, ich bin richtig!
Fast sofort komme ich mit einem Pärchen ins Gespräch. Und mit den netten Mädels hinter mir.
Ingo – nein, nicht mein LieblingsIngo – ich bin doch alleine unterwegs, schon vergessen?!
Ingo, der Tontechniker, setzt sich neben mich. Wegen der Akkustik, erklärt er mir.
Und dann geht es auch schon los.

Mit Alicja Heldt. Als Moderatorin.
Ich fühle mich sofort mit ihr verbunden. Weil sie in St. Georg wohnt. Der Stadtteil, den ich vorhin durchsprintet habe. Und vor dem ich ein bisschen Schiss habe, wenn ich nachher dorthin zurück muss. Nachts. Im Dunklen.
Wenn da so taffe Powerfrauen wohnen, kann es ja nicht so schlimm sein.
Ich muss lachen. Sie ist echt witzig.
(Das war auch so eine Befürchtung von mir:
Was passiert, wenn ich es nicht lustig finde und todernst im Publikum hocke?)
Aber ich bin jetzt schon zur Kichererbse mutiert. Einmal angefangen, ziehe ich das durch!
Mittlerweile weiß ich auch, wieso sich alle ganz selbstverständlich in die zweite Reihe gesetzt haben.
In der ersten Reihe bist du fällig.
Name? Witzchen. Beruf? Witzchen. Familienstand? Witzchen.
Mich rettet zum Glück die äußerste Ecke und Ingo, der Tonmeister.
Hinter ihm kann ich mich gut verstecken.

Nächster Act: Dominic Jozwiak
Ferhat Ayaz
Schwessi und Cecile
Zum Schluss Passun Azhand.
Jetzt geht bei mir gar nichts mehr. Der Typ ist der Knaller. Ich werde nie mehr in der sächsischen Schweiz wandern können, ohne an einen großen, kackenden Mann mit Äpfeln auf der Schulter zu denken.
Echt jetzt!

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