Woche 1

Tag 1
Es geht wieder los…!
Heute Morgen bin ich voller Vorfreude aufgewacht.
Seppltime!
Ich hopse aus dem Bett.
KlingKlopfKlingKlopf – Es regnet!
Shit! Egal. Ich fahre Fahrrad.
Wisst ihr, ich habe im Moment ziemlich viel zu verarbeiten.
Immer, wenn ich denke, jetzt läuft’s – kommt irgendetwas dazwischen.
Girlscrash – Loslassen – Abschied – Neuanfang
Ich hadere mit dem Schicksal. Warum passiert das immer mir?! Bin ich schuld?
Ist es vielleicht nur Pech, habe ich das Herzchen an den falschen Menschling gehangen? Gedankenkarussell im höchsten Schleudergang, sobald ich zur Ruhe komme.
Dieses mentale Mimimi ist auch noch gewürzt mit der Rastlosigkeit meines ADHS und WechselPubertätsjahrProblemen – das verarbeitet eine Chaosqueen nicht nebenbei im Alltag.
Drei Stunden Seelenwellness mit Seppl – das ist jedenfalls für mich im Moment das größte Glück!
Auch wenn es regnet…
Wenn ich mich auf den Seppl schwinge und morgens durch die Pampa sause
– okay, im Moment ist es eher kniefreundliches Dahinschleichen –
dann schalte ich alles aus. Ich spüre den Frühling. Diese Freiheit. 
Alles ist grün. Das Storchennest ist schon bewohnt. Entenpärchen schnattern am Luppe Ufer.
Ich radle vor mich hin – mit breitem Grienen im Gesicht.
Grüße alles und jeden.
Auf meinem ganz privatem Stück Jakobsweg.
Und so ein bisschen ist plötzlich alles leichter:

💛🧡💚💙💜🤎🖤
Gefühle einschließen
ganz tief ins Herz
damit sie nicht fließen
sie bringen nur Schmerz

Sich der Welt anpassen
nach außen ist alles nur Schein
nur tief im innen
im Schatten versteckt
darf ich Ich selbst sein.

Mit den Wölfen heulen
nie mal laut schreien
Immer nur lächeln und nett sein
denn, wenn du nicht dazu gehörst,
bist du allein.

doch wenn ich durch die Pampa sepple
verliert das Alleinsein seinen Schrecken
mein Kopf schaltet aus, mein Herz öffnet sich weit
ich bin von allen Ängsten und Zwängen befreit

die Traurigkeit
wird vom Glück vertrieben
leicht und unbemerkt
tanze ich plötzlich unbeschwert
von der Angst
ist nur ein leichter Schatten geblieben

Das Leben fühlt sich dann
wie ein warmer Sommerregen an.
Frei und wunderschön
könnt ihr es sehen? 💛
💛🧡💚💙💜🤎🖤

Tag 2
Es kostet Überwindung, heute wieder aufs Rad zu steigen.
Ich war schließlich 5 Monate radlos und 3 Monate auf völligem Sportenzug.

“Wenn’s schlimm ist, ist es schlimm, egal wie schlimm…”
Das gilt vor allem für Muskelkater und innere Schweinehunde
(ist euch auch aufgefallen, dass die immer männlich sind? Jedenfalls habe ich noch nie von einer Muskelkatze gebört)
Ich bin wirklich tierlieb, aber so ein Muskelkater ist echt schwierig in der Haltung.

Ich mimimisiere vor mich hin…

Als ich dann auf meiner Lieblingsbrücke mein obligatorisches Morgenfoto schieße, ist alles vergessen.
Auf dem Hinweg habe ich Rückenwind. Immer.
Wenn ich im Fahrtwind so langsam wach werde, liebe ich es einfach nur.
Das Leben. Die Natur. Mich. Dich. Einfach alles!
Und an den Gegenwind auf dem Heimweg denke ich einfach noch nicht…

Tag 3
Feierabend – Regen – 10 Grad

Zehn Grad?!
Mein innerer SchweineMuskelhundkater jammert los und ich whatsappe den LieblingsIngo an. Ein bisschen Winniemimimi und prompt bietet er eine Abholung an.
Ich radle los. Es tröpfelt vor sich hin. Überall in Leipzig wird gebaut. Meine mir bekannten Wege vom letzten Jahr sind gesperrt. Um mich nicht wieder hoffnungslos zu verorientieren (vielleicht erinnert ihr euch an meine Latschiergänge?), nehme ich den Weg neben der Straße.
Der ist doof und total vermatscht, aber geradeaus bis zur Ampel.
Von links bekomme ich ab und zu eine Dusche.
Mir egal. Ich hab ‘ne Regenhose und’ ne Regenjacke. Ätsch 😝 Aber…
… wie soll der LieblingsIngo den Matschseppl ins Auto packen?! Aaaahhhh 😱
Ich versuche vorsichtig die schlimmsten Matschstellen zu umrunden. Vergeblich!
Ich kann einfach nicht langsam und sauber fahrradieren.
Ich muss immer schnell mittig durch, dass es spritzt 🙈
Viel zu zeitig bin ich am Treffpunkt. Der Regen hat aufgehört. War ja klar.
Und Gegenwind gibt’s heute auch nicht. Will ich wirklich ins Auto steigen?
Ich denke an die vielen Pfützen, die jetzt einfach so wegtrocknen.
Nö, das geht nicht. Die Pfützen brauchen mich!

Ich bestelle das LieblingsIngoTaxi ab und hoffe, er ist nicht all zu sauer.
Meine spontanen Umentscheidungen mag er nicht so gern.
Dann ab auf den Seppl und weiter. strampeln. Das ist soooo schön.
Hach. Pfützen sind toll.
Völlig durchnässt und verschlammt kommr ich im Sonnenweg an.
Und der LieblingsIngo?!
Der war kein bisschen sauer.
Ein Kerzenmeer hat er angezündet.
Warmen Tee gekocht.
Und Abendessen gezaubert.
Ich lieb den. Echt ❤️ Und euch hab ich auch lieb.

Tag 4
Aprilwetter und InnererMuskelSchweineKaterHund

Neulich im Sonnenweg…
…bat ich den LieblingsIngo, den Seppl aus dem Keller zu holen.
Solange ich nach Leipzig fahrradiere, wohnt mein Fahrrad nämlich im WasauchimmerKabuff.
Der LieblingsIngo schaut skeptisch: “Es regnet morgen. Den ganzen Tag. Willst Du wirklich Fahrrad fahren?” Ja. Genau das will ich.

Morgens sah die Sache schon anders aus.
Blick aus dem Fenster:
Brrr… Zwar regnet es nicht, aber es ist kalt und grau.
Die Straßen sind nass und die Auenwaldwege sind ganz sicher vermatscht.
Vielleicht nehme ich doch den Bus…

Ich schlürfe meinen Kaffee und lese ein paar Seiten.
*Biking Borders – eine etwas andere Reise*
https://bikingborders.com/de/
Das Buch zur Dokumentation. Über eine Fahrradspendentour.
Von Berlin nach Peking. Nono und Max sind einfach losgefahren.
Kein krasses Training vorher. Nicht mal Reifenwechseln haben sie geübt. Meine Helden.
Jetzt hab ich doch Bock auf Fahrrad fahren. Egal, wie es draußen wettert.

Wenn ich durch Matsch und Pfützen radele, habe ich die tollsten Ideen.
Und weil ich durch die Pampa sepple – muss ich nicht wirklich achtsam sein.
Wegen Autos oder anderen Menschen. Einfach, weil keine da sind!

Ich setze mein Honigkuchenpferdgesicht auf und fahre los.
Nachdem ich Kötzschlitz hinter mir gelassen habe, wird es heilig und sinnsuchend.
Ab Horburg pilgere ich nämlich. Auf dem Jakobsweg. Jeden Werktag. Von O(stern) bis O(ktober).

Dass ich 18,5 Kilometer der Strecke pilgere, habe ich 2022 ganz zufällig entdeckt. Weil ich gelbe Muscheln auf blauen Grund am Wegesrand sah. Leider zählt es nicht offiziell. Also mit Pilgerausweis und Urkunde wird es nix. Aber das ist nicht so wichtig.
Ich denke, wenn du nur ganz genau hinschaust, kannst du mich erleuchtet glitzern sehen.
Und nur das zählt…

Tag 5
Mein persönlicher Frühlingsanfang

Heute ist mein ganz persönlicher Frühlingsanfang.
Wo sich gestern noch nur Holz zum Himmel streckte, leuchtet es heute.
Grüüün. Meine Hoffnungsfarbe.
Und dann habe ich auf meinen 11 Kilometern des Jakobwegs die Erleuchtung gefunden. Wirklich wahr!
*Liebe ist die Antwort*
Deshalb versprühe ich heute Liebe. An alle. Auch an die, die mich nicht kennen.
Oder mich nicht leiden können.
Ich hab Euch lieb ❤️ Weil das die Antwort ist. Sagt Jakob. So!
Versprüht Liebe und Zuneigung und lasst eure Lieblingsfarben leuchten….

💛🧡💚💙💜🤎🖤

Ein Frühlingsgedicht – von mir, für Dich

Frühling ist…
zarte Sonnenstrahlen, die kecken
die mich sanft wecken
Vogelgezwitscher in den Ohren
lächelnde Gesichter jeden Morgen
Blumenblühen, Knospensprießen
Frühling ist…
das Leben neu genießen

Frühling ist…
das Gesummel und Gebrummel
der ersten, kleinen verwirrten Hummel
Die Samen
die aufs Einpflanzen warten
das erste, zarte Grün im Garten
Frühling ist…
einen Neuanfang starten

Frühling ist…
aus dem Winterschlaf erwachen
aufs Fahrrad schwingen
lachend
Aprilwetter und Hoffnungsgrün
Frühling ist…
einfach schön!

💛🧡💚💙💜🤎🖤


Kommentar verfassen