“Denn oftmals kennen wir das Maß der Auswirkungen unserer Worte gar nicht und wundern uns,
wenn unser Gegenüber sie uns viel später wieder vorwirft.
Womöglich haben ihn Worte, Vorwürfe und Behauptungen verletzt, die für uns vielleicht wenig Relevanz hatten,
für den Betroffenen jedoch lebensverändernd waren.
Denn bestimmte Worte können unser Leben, unser Selbstbild und dadurch auch die Beziehung zu unserem Gegenüber nachhaltig prägen”
(aus “Gewaltfreie Kommunikation in Beziehungen: Wie wir uns selbst und unseren Mitmenschen näherkommen” von Ariane Jankowski)

Manchmal strengen mich Menschlinge an.
Sie können unglaublich erschöpfend sein.
Immer nur die Akzeptanz des Normalen mit geringen Abweichungen.
Wehe, du passt dich nicht der Norm an. Springst tanzend in der Reihe. Schaust in die Luft, statt nach vorn.
Oder bist einfach sensibel. Vertrauensvoll. Ehrlich.
Gnadenlos wird gepickst. Anklagend der Finger gehoben.
DIE DA! DIE PASST NICHT!

Es sind diese kleinen unbedachten Sätze.
Worte, die tief im Gedächtnis bleiben.
Die man auch nach vielen Jahren noch weiß, als hätte man sie gerade gehört.
Sätze, die so oft wiederholt wurden, dass man sie glaubt.
Deshalb heißen sie ja auch genauso.
Glaubenssätze.

Ich dachte wirklich, ich hätte alle umgekehrt. Vom Negativ zum Positiv.
Ich hielt sie für besiegt, die fiesen Gedanken. Die Selbstzweifel.
Aber dieser eine Satz sitzt wohl besonders tief. Viel zu tief.
DU BIST ZU DICK!
Dieser Satz in jeder Form triggert mich.
Immer und immer wieder.
Erst recht, wenn Worte fallen, die gemein und abwertend sind.
Es hat mich auch deshalb so verletzt, weil die Worte von jemandem kamen,
dem ich vertraut habe.

*
hab mich mit mon cherie betrunken
den spießern den mittelfinger gezeigt
bin in meinen träumen versunken
hab über den abschied von dir geweint


ich hab mich sicher gefühlt
hab mich verbunden
emotional aufgewühlt
dachte, ich hab zu mir selbst gefunden


nur ein paar unbedachte worte
zerstörten meine glitzerwelt
haben mich bloßgestellt
bin hart auf den boden geknallt
im fallen geschnallt
es geht nie um mich
sondern immer nur um dich

selbstzweifel, selbsthass
weil ich mich immer so verarschen lass
und mal wieder den entschluss gefasst
:

keine Gedanken mehr zu verschwenden
an das, was andere über mich denken
lass mir nie wieder
mein vertrauen
von irgend jemanden klauen
um likes oder liebe zu kriegen
werd ich mich auch nicht mehr verbiegen

innerlich erfror’n
beginne ich von vorn

kurz geheult
änderung geschwor’n
ein bisschen bereut
gedanken verworren
alkoholvernebelt emotionalisiert
gehadert darüber
warum es immer
mir passiert

aufgerappelt
rumgezappelt
zur Musik
in mir drin
rebelliert die kleine punkerin
schüttel ab zweifel und schmerz
öffne weit mein ramponiertes herz

zieh wieder raus
in die Welt
setze blindes vertrauen
ins nächste gesicht
auch der Name ändert sich
verpasse immer den moment
rechtzeitig abzuhau’n
immer der gleiche Fehler
kann keine mauern bau’n
um meine Gefühle

so bin ich
dafür lieb‘ und hass‘ ich mich
tanze immer zu den gleichen Liedern
jedes Mal ’nen and’ren Tanz
erfind mich neu
immer und immer wieder
und verliere mich dabei oft
voll und ganz

*


Wahrscheinlich verstehen Menschen, die noch nie wirklich zu *IRGENDETWAS* waren,
einfach nicht, wie abwertend das ist. Wie verletzend.
Wie Scheiße man sich fühlt. Was solche Worte auslösen können.

Ich kann genau sagen, was jetzt bei mir abgeht.
Aber aufhalten kann ich es nicht. Obwohl ich weiß, was ich weiß. Und dagegen ankämpfe.
Aber das ist wie ein Zwang, wie eine Sucht.
Exzessiv und zerstörend.

Erst kommt die Shoppingphase:
Ratgeber. Rezeptbücher. KalorienZähl- Apps.
Ich bin hochmotiviert.
Aber es funktioniert nicht.

Darauf folgt die Wundershake- Phase.
Pülverchen.
Unheimlich teuer. Schmeckt nach nichts.
Ich nehme 500 Gramm ab.
Das reicht nicht.

Dann kommt die Mit – aller – Gewalt- Phase:
Ich esse gar nichts Festes mehr.
Ich faste. Mit Saft und Brühe.
Dazu kommt die Sport – ist- Mord – Phase:
Extrem viel Sport. Jeden Tag.
Das volle Programm:
– Fitness – Muskel – Ausdauer – Bewegung –
Bis ich nicht mehr kann.
Und maximal drei Kilo abgenommen habe.

Zum Schluss die Selbstzerfleischungs- Phase:
Auf der Couch liegend, mit dem Schicksal hadernd.
Weil ich es wieder nicht geschafft habe, schlank zu werden.
Zierlich. Grazil.
So praktiziere ich das seit vielen Jahren.
Und im September dachte ich, ich habe es überwunden. Ich habe mich akzeptiert, wie ich bin.
Pustekuchen!
Zwei Worte – lustig und lapidar dahin gesagt.
Und ich war die Einzige mit diesen beschriebenen Körperteilen.
Autsch – Treffer! Versenkt!
Welcome back im Tal der Selbstzweifel!

Vielleicht waren diese Worte gar nicht so gemeint.
Aber letztendlich ist das
!scheißegal!
Denn die Worte haben weh getan. Mal wieder.

Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt darüber schreiben soll.
Aber Hey! My Blog – my decision!
Dann habe ich heute auf Instagram einen Beitrag gelesen.
Das hat mich sehr, sehr berührt.
Wir haben das gleiche Problem – und doch auch wieder nicht.
Jedenfalls hat mir Mina geholfen, meine Sicht zu fokussieren.
Und darüber zu schreiben.
Denn wenn wir still sind, weiß keiner, wie wir uns fühlen.
Und das hatte ich nun schon.
Jahrelang!


Lange Rede, kurzer Sinn:
Vielleicht sollten wir alle mal ein bisschen mehr auf unsere Sprache achten.
Oder auf die Gefühle anderer. Mehr Empathie zeigen.
Nicht einfach raushauen, was uns durchs Köpfchen geht.
Ich nehme mich da nicht aus.
Denn:














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