Montag Morgen.
Fühlt sich eigentlich ganz normal an. Der Wecker klingelt viel zu zeitig, es ist dunkel und ich habe keine Lust aufzustehen.
Wie jeden Montag halt.
Aber es hilft nichts, Wochenende ist vorbei, also:
Aufstehen, Kaffeemaschine, Badezimmer. Und auf geht’s in die neue Woche…
Die kann ja nur besser werden.
Ich spaziere in den Sonnenaufgang.
Durch stille, leere Straßen.
Es ist viel zu ruhig.
Das ist unheimlich.
Normalerweise stapfte ich mantramässig *GutenMorgenGutenMorgenGutenMorgen* murmelnd im Slalom durch Massen an Schulkids.
Heute sind nicht mal die GassigängerInnen unterwegs. Dieses *GutenMorgensagenmüssenweilwiraufdemDorfsind* nervt mich ja eigentlich, aber heute vermisse ich es.
Auch an der Bushaltestelle ist kein Mensch. Ich checke kurz die Fahrplan- App. Doch, der Bus fährt noch. Aber ich soll hinten einsteigen. Wegen Fahrerschutz und so. Macht Sinn.
Im Bus sitzen 3 Menschlein. Und steigen an der nächsten Haltestelle aus.
Winnie allein im Bus – kennt man ja schon.
Falls es den Busfahrer nicht stört, könnte ich jetzt an jeder Haltestelle den Sitzplatz wechseln.
Oder ganz laut *Twitterwochen* von
Schwessi singen. Mich an der Haltestange entlang hangeln. Radschlagen im Gang … ach, nee, Radschlagen kann ich nicht. Aber Vorwärtsrolle! Vorwärtsrolle geht!
Montags gehe ich immer zum Bäcker. Weil nach dem Wochenende im Sonnenweg einfach nix zu essen mehr da ist 🤷♀
Wer mich kennt, weiß, ich bin kein Planer. Ich bin durch und durch eine chaotische SpontanBauchentscheiderin.
Beim Einkauf tritt das so richtig zu Tage:
Ich schreibe in Schönschrift eine Einkaufsliste. Mit Mengenangaben und Ausgabenplanung. Diese verziere ich kunstvoll mit Blümchen, Herzchen und Peacezeichen.
Dann lass ich sie auf dem Tisch liegen. Nicht mit Absicht. Ich hab den Kopf voller Musik, Reime und Regenbogenstreifen.
Da kann ich doch nicht auch noch an die Liste denken!
Im Supermarkt flattere ich von einem Regal zum anderen, wie ein Schmetterling auf Blumensuche.
Ich nehm dies und das, freue mich über günstige Angebote und habe einen Korb voll NICHTS.
Also nichts, was auf meiner in Schönschrift geschriebenen, auf dem heimischen Tisch verbliebenen Einkaufsliste stand.
Und nichts was ich zum Beispiel zum CoronaQuarkfontänenÜberleben bräuchte…
Deshalb ist für mich das Hamstern nahezu unmöglich. Ich würde nämlich Klopapier, Nudeln und Mehl glatt vergessen zu kaufen.
Ihr braucht euch also keine Sorgen machen. Ich hamstere euch nix weg.
Aber vielleicht verhungere ich. Deshalb wäre es schön, wenn jemand einen Einkaufshilfservice für verpeilte ChaosWinnies erfinden könnte…So eine Art Betreuerapp vielleicht?
Zurück zum montäglichen Bäckerbesuch:
Das Geschäft ist geöffnet und es gibt total viele, lecker belegte Brötchen. Für mich und mein Montagsfrühstück.
Ich bekomme es in eine Tüte geworfen und auf den Tresen geknallt. Von einem langhaarigen, jungen Mann.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen lange Haare und jung. Und auch überhaupt nichts gegen Männer.
Aber wir reden hier nicht vom Bohrhammerkauf im Baumarkt, sondern von belegten Brötchen!
Da lege ich doch ein klitzekleines bisschen Wert auf Hygiene. Vor allem in CoronaKrisenZeiten!
Ich denke da an Handschuhe, Haare zum Zopf gebunden oder vielleicht ein Haarnetz 🙄.
Nach kurzem Überdenken ist mir der Appetit gründlich vergangen. Mein Singlekollege grinst nur, als ich ihm meine Sorgen erzähle. Kann er nicht nachvollziehen.
Ich spende ihm das Brötchen. Auch mit einem Grinsen.
Der Tag im Büro läuft vor sich hin.
Dann große Hektik. Coronakrisensitzung. Homeoffice ist angesagt. Och nö.
Auch wenn es eine vernünftige Entscheidung ist… Ich will nicht zu Hause hocken und im Schlafanzug mit ungekämmten Haaren arbeiten .
Dieser Virus ist echt scheiße. Er nervt.
Er macht Angst.
Nicht wegen der Ansteckung.
Da bin ich für mich selbst sehr optimistisch und Risikogruppenkuscheln versuche ich weitestgehend zu vermeiden.
Auch nicht, weil ich Stephen King gelesen habe.
Aber mir fehlen andere Menschen in meinem Leben, ich bin echt nicht fürs Alleinsein geschaffen.
Das soziale Leben liegt auf Eis.
Der Kontakt zu meinen Freunden, die weiter weg wohnen.
Zu meinen Konzertfreunden. Alles nur virtuell.
All die Menschen, die ich nicht kennen lernen durfte, an den vergangenen Wochenenden. Ich vermisse sie.
Und nun auch noch arbeiten ohne meine Kollegen.
Damit kann ich nicht so gut umgehen.
Der Virus schafft Existenzängste.
Also nicht unbedingt um meine Existenz.
Ich bin angestellt und im Ernstfall lebe ich im abgesicherten Modus. Und der LieblingsIngo versorgt mich bestimmt auch mit, wenn es nötig wird.
Aber was ist mit unseren Freunden? Sie sind selbstständig.
Was passiert mit ihnen, wenn wirklich alle zu Hause bleiben müssen?
Wie sieht es bei meinen LieblingsmusikerInnen aus? Werden sie durchhalten (können)?
Ich hoffe das Beste!
Das Wichtigste ist gesund zu bleiben.
Dann kann man helfen.
Nicht öffentlich um sich selbst rumheulen.
Leise zu Hause
(Im Schlafanzug mit ungekämmten Haaren) kann man mal so ein bisschen selbstmitleidig vor sich hin schluchzen.
Aber draußen ist man stark 💪.
Manchmal wünsche ich mir Superkräfte.
Solche, die Krankheiten heilen. Die Frieden stiften. Kräfte, die böse Menschen gut machen.
Superkräfte, die alle glücklich machen und dann wieder verschwinden, wenn man sie nicht mehr braucht. Aber ich bin nun mal nicht Harriett Potter.
Frank Walter Steinmeier hat gerade gesagt:
„Halten wir heute voneinander Abstand, damit wir uns morgen wieder umarmen können“
Das klingt doch nach einem Plan. Bleibt gesund und munter 💛
Ich will euch nämlich bald wieder umarmen.